Kriminalitätsstatistik 2019:Wieder ein Stück sicherer

Vorstellung der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik 2019

Die polizeiliche Aufklärungsquote lag 2019 bei 56,2 Prozent - also etwas niedriger als 2018.

(Foto: Matthias Bein/dpa)

Die Kriminalität in Deutschland ist 2019 in vielen Bereichen weiter gesunken. Dramatisch aber ist der Anstieg bei der Verbreitung kinderpornografischer Schriften.

Von Constanze von Bullion, Berlin

Es ist ein neuer Rekord - und das, obwohl schon in den vergangenen Jahren Rekorde zu verzeichnen waren. Die Kriminalität in Deutschland ist im vergangenen Jahr in vielen Bereichen weiter gesunken. Straftaten wie herkömmlicher Diebstahl oder Einbruch scheinen sich für die Täter immer weniger zu rentieren. Dafür ist bei den Verbrechen, die am Bildschirm begangen werden, ein dramatischer Anstieg zu verzeichnen, etwa bei der Verbreitung der Kinderpornografie. Das zeigt die polizeiliche Kriminalstatistik 2019, die am Dienstag veröffentlicht wurde.

"Deutschland ist wieder ein Stück sicherer geworden. Von Jahr zu Jahr verzeichnet die Polizei weniger Straftaten. Dieser Trend setzt sich zum dritten Mal auch 2019 fort", sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer dazu. Obwohl die Bevölkerung allein von 2018 auf 2019 um 226 862 Menschen angewachsen sei, habe die Polizei 2,3 Prozent weniger Straftaten gezählt als im Vorjahr.

Beim Diebstahl, der schon bei der letzten Erfassung stark zurückgegangen war, war 2019 ein Minus von 5,9 Prozent zu verzeichnen. Das ist der niedrigste Wert seit 1987. Ein Grund dafür liegt in der neuerlichen starken Abnahme der Wohnungseinbrüche, bei denen Wertgegenstände gestohlen werden. Die Fälle gingen um 10,6 Prozent zurück, der Taschendiebstahl um 9,7 Prozent, der Autodiebstahl um 10,2 Prozent. Noch stärker war der registrierte Rückgang bei der Wirtschaftskriminalität. Er lag 2019 bei minus 19,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Nun stellt sich bei jeder rückläufigen Kriminalitätsstatistik die Frage, ob tatsächlich weniger Straftaten begangen wurden - oder ob die Polizei einfach nur weniger Taten registriert hat, beispielsweise weil ihr Straftaten im Internet oder häusliche Gewalt entgangen sind. Tatsächlich lag die polizeiliche Aufklärungsquote im vergangenen Jahr bei 56,2 Prozent, also etwas niedriger als im Vorjahr. 2018 war hier ein Anstieg verzeichnet worden.

Besonders auffällig ist die starke Zunahme bei der Verbreitung pornografischer Schriften. Hier liegt die Steigerung bei 51,6 Prozent. Als "dramatisch" bezeichnete Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) die Situation bei der Verbreitung kinderpornografischer Schriften. Hier nahmen die Fälle im Vergleich zum Vorjahr um 64,6 Prozent zu.

Straftaten vom Dunkelfeld ins Hellfeld gerückt

Und das, obwohl die Zahl der Tatverdächtigen hier schon 2018 um 15 Prozent angestiegen war. Auch beim sexuellen Missbrauch von Kindern ist eine Zunahme von 10,9 Prozent zu verzeichnen. Die Sicherheitsbehörden erklärten die erhebliche Zunahme mit verstärkten Ermittlungen. Die Behörden hätten "deutlich genauer hingeschaut und dadurch mehr Straftaten vom Dunkelfeld ins Hellfeld gerückt", teilte Seehofer mit. Heute gingen viel mehr Hinweise ein als in früheren Jahren.

Ein leichtes Minus war im vergangenen Jahr hingegen bei der herkömmlichen Gewaltkriminalität zu verzeichnen. Im Jahr 2019 wurden bundesweit 181 054 Fälle gezählt, darunter 133 084 Fälle von "gefährlicher und schwerer Körperverletzung". Das ist ein Rückgang von 2,3 Prozent. Im Vorjahr waren es 185 377 Fälle. Die sogenannte Computerkriminalität hat um 11,3 Prozent zugenommen, tätliche Angriffe auf Amtspersonen oder Polizisten um acht Prozent. Hier war bereits 2018 ein Anstieg verzeichnet worden.

Das Zahlenwerk der polizeilichen Kriminalstatistik dokumentiert auch für das Jahr 2019 unendliches Leid von Kindern und Jugendlichen durch sexuelle Gewalt, das sie in ihren eigenen Familien, anderen Tatkontexten und durch die Herstellung von sogenannter Kinderpornografie erlitten haben", sagte der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig. Trotz Strafverschärfungen und intensiveren Ermittlungen im sogenannten Darknet schritten die Anstrengungen gegen sexuelle Gewalt immer noch "viel zu schleppend voran".

Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen betrug - wie im Vorjahr - etwa 30 Prozent. Hier sind die Zahlen erneut gesunken, von 589.200 auf 577.241 Personen. Gemessen am Bevölkerungsanteil liegen sie aber immer noch über dem Durchschnitt.

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