Öffentliche Gesundheit:Vorsicht vor gefälschten Arzneien gegen Covid-19

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Es kommt immer wieder vor, dass sich schwere Nebenwirkungen von Medikamenten erst nach der Zulassung zeigen. (Foto: Hans-Jürgen Wiedl/dpa)
  • Die Europäische Medikamenten-Aufsicht warnt davor, angebliche Arzneien gegen das Coronavirus zu kaufen.
  • Derzeit gibt es keine wissenschaftlich belastbaren Hinweise auf verfügbare Medikamente, die gegen Covid-19 wirken.
  • Legale Online-Apotheken sind an dem europaweit einheitlichen Logo erkennbar.

Von Kathrin Zinkant

Die Europäische Medikamenten-Aufsicht EMA warnt vor dem Kauf angeblich verfügbarer Arzneimittel für die Behandlung von - oder den Schutz vor - Infektionen mit dem neuen Coronavirus Sars-CoV-2. Nach Aussage der Behörde zielten unregistrierte Online-Apotheken und andere Verkäufer derzeit darauf ab, die "Ängste und Sorgen während der laufenden Pandemie mit dem neuen Erreger auszunutzen". Dabei werde oft versprochen, den Kunden Zugang zu ansonsten nicht oder nur schwer zugänglichen Medikamenten zu verschaffen, die derzeit auch im Zusammenhang mit geplanten Studien zu Covid-19 genannt werden. Dazu gehört zum Beispiel das Malariamittel Chloroquin.

Derzeit ist jedoch kein Medikament für die Behandlung einer Infektion mit dem neuen Coronavirus zugelassen, geschweige denn zum Schutz vor einer solchen. Es gibt derzeit auch noch keine wissenschaftlich belastbaren Hinweise darauf, dass verfügbare Arzneien wie Chloroquin, die für andere Erkrankungen entwickelt wurden und deshalb verfügbar sind, gegen den Erreger wirken. Zwar sind zahlreiche Patientenstudien geplant oder begonnen worden, um baldmöglichst einen effektiven Wirkstoff zu finden. Er könnte dann unter ärztlicher Aufsicht in der klinischen Therapie eingesetzt werden. Zu den Kandidaten zählen neben dem wenig aussichtsreichen Chloroquin etwa das Ebola-Medikament Remdesivir oder Mittel, die in der Behandlung von HIV-Infektionen genutzt werden. Es wird jedoch Wochen bis Monate dauern, bis Erkenntnisse aus den Studien vorliegen. Für die Bevölkerung bleibt es unterdessen bei den inzwischen oft kommunizierten Schutzmaßnahmen wie Handhygiene und einem weitestgehenden Verzicht auf persönliche Kontakte mit Menschen außerhalb des eigenen Haushalts.

Die EMA weist darauf hin, dass legale Online-Apotheken anhand eines europaweit einheitlichen Logos erkennbar sind. Das weiße Kreuz auf einem grau-grün gestreiften Hintergrund muss auf der Website der Apotheke zu sehen sein. Es ist anklickbar und führt auf die Liste registrierter Online-Apotheken in den jeweiligen Ländern. Es wird empfohlen, auch bei Käufen anderer Medikamente im Internet zu prüfen, ob die Seite registriert ist. Laut EMA ist die Wahrscheinlichkeit sonst sehr hoch, an gefälschte Arzneien zu geraten, die bestenfalls wirkungslos, oft aber sogar schädlich sein können.

© SZ vom 26.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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