Flughafen Nürnberg:Freie Startbahn, leere Kassen

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Die Corona-Krise setzt dem Nürnberger Flughafen schwer zu. (Foto: dpa)
  • Auf dem Nürnberger Albrecht-Dürer-Flughafen ruht der Flugverkehr weitgehend.
  • Nur noch vereinzelt starten und landen Maschinen, die Betreibergesellschaft rechnet mit einem hohen finanziellen Schaden.
  • Doch nicht nur die Corona-Pandemie bedroht die Zukunft des Flughafens.

Von Uwe Ritzer, Nürnberg

Am Mittwoch hob noch eine Maschine der Air France nach Paris ab, am Sonntag will Laudamotion noch einmal nach Mallorca und zurück fliegen. Als letzte Airline am Nürnberger Albrecht-Dürer-Flughafen bedient der Billigflieger Wizz-Air noch plangemäß Ziele in Rumänien und Bulgarien. In wenigen Tagen aber ist auch damit Schluss. "Wir müssen damit rechnen, dass wir ab kommender Woche keinen regelmäßigen Flugverkehr mehr haben werden", sagt Airport-Chef Michael Hupe. Wie lange dieser Zustand andauern wird vermag er nicht zu prognostizieren.

Dessen ungeachtet bleibt der Nürnberger Flughafen offen, was bedeutet, dass beispielsweise der von der Deutschen Flugsicherung betriebene Tower, aber auch die Feuerwehr und ein Kernteam für praktische Tätigkeiten vor Starts und nach Landungen rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche zur Verfügung stehen werden. Zum einen für etwaige Notlandungen, aber in erster Linie für Rettungsflieger und Rückholflüge, mit denen die Bundesregierung im Zuge der Corona-Krise gestrandete Urlauber nach Hause bringen lässt.

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Auch Frachtverkehr wird es weiter geben. Galgenhumor schwang mit, als Hupe am Donnerstag in einer Videokonferenz mit Journalisten meinte, man könne dennoch "mehr oder weniger das Licht und die Heizung" des Airports ausschalten.

Die Entwicklung kommt nicht überraschend; bekanntlich ist der Flug- und Reiseverkehr im Zuge der Corona-Krise auf ein vor kurzem noch unvorstellbares Mindestmaß heruntergefahren worden. Viele Airlines haben ihre Tätigkeit vorerst eingestellt. Am Nürnberger Flughafen ging in dieser Woche der Betrieb rapide zurück; neun von zehn Verbindungen fielen aus. Der wirtschaftliche Schaden aus alledem sei enorm und lasse sich derzeit nicht seriös vorhersagen, so Flughafenchef Hupe. Zumal niemand weiß, wie schnell die Wirtschaft insgesamt nach der erzwungenen Pause in vielen Bereichen wieder Fahrt aufnehmen wird. Auffangen werde man die Ausfälle in diesem Jahr ganz sicher nicht mehr können, so der Airport-Chef.

Michael Hupe geht es bei alledem wie vielen Topmanagern und Unternehmern derzeit, die plötzlich in ein schwarzes Loch blicken, wo doch das abgelaufene Jahr gut, im konkreten Fall zumindest ordentlich lief. So verzeichnete der Albrecht-Dürer-Flughafen 2019 zwar einen Fluggastrückgang um acht Prozent auf 4,1 Millionen Passagiere; doch unter dem Strich blieb ein Gewinn nach Abzug von Steuern von drei Millionen Euro übrig. Es ist das fünfte positive Ergebnis hintereinander. Das Minus bei den Fluggastzahlen lag begründet in der Pleite der Germania im vergangenen Jahr, die bis dahin den größten Anteil von Touristikflügen von und nach Nürnberg hatte. Umso bemerkenswerter ist der Gewinn bei einem um 6,3 auf 103,3 Millionen Euro gesunkenen Umsatz. 2019 starteten und landeten 61 456 Maschinen in Nürnberg.

Die aktuelle Krise bedeutet bereits für die meisten der knapp 1000 Flughafenmitarbeiter Kurzarbeit. Der Airport will das staatliche Kurzarbeitergeld aus eigener Tasche auf bis zu 90 Prozent des Nettogehalts anheben. Unklar sind die wirtschaftlichen Folgewirkungen auf weitere etwa 3000 Menschen, die bei Unternehmen am Airport arbeiten.

Aktuell herrscht überall das Prinzip Hoffnung. Darauf, dass die Corona-Krise zumindest schnell genug überwunden wird, damit nicht nur bald wieder das Linien-, sondern vor allem das touristische Sommerfluggeschäft anspringt. Damit einher setzen die Nürnberger Luftverkehrsmanager darauf, dass auch das ebenfalls brachliegende Messegeschäft wieder aufgenommen werden kann.

Doch das Covid-19-Virus ist nicht der einzige Risikofaktor für den Airport im Norden der Stadt. Da sind auch eine zuletzt schwächelnde Konjunktur und die Handelskonflikte, die vor allem Geschäftsflieger bremsen. Und da ist das anhaltende Flugverbot für die als unsicher eingestufte Boeing 737 Max, die vor allem Ryanair benutzt, der Hauptkunde des Dürer-Airports. Der irische Billigflieger hatte deswegen bereits seine Aktivitäten in Nürnberg eingeschränkt.

© SZ vom 27.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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