Freizeit:Vernunft und Unvernunft

Die meisten verhalten sich soli­darisch.

Von Joachim Käppner

Es klang mitunter, als seien erhebliche Teile der Bevölkerung, vor allem Einwohner der Städte, so etwas wie ein Viren verschleudernder, von Trotz und Unvernunft getriebener Freizeitmob. Als genügte die Sonne eines schönen Frühlingswochenendes, diese Menschen zu kopflos ins Freie preschenden Gipfelstürmern, Ufergrillern und Freiluftzechern zu machen, welche das Land heimsuchen wie ein fünfter Reiter der Apokalypse. Als feiere die Jugend in hyänenhafter Gleichgültigkeit Corona-Partys, bis dann wirklich der Arzt kommt.

Alles davon, fast alles, war schwer übertrieben. Zahl und Ausmaß der Verstöße gegen die Corona-Auflagen, welche die Polizei am Wochenende meldete, sind überschaubar. Die Vernunft der Bürger steht in Kontrast zu all den hysterischen Bürgermeistern und Landespolitikern, die Mitbürger zum Aufschreiben auswärtiger Autokennzeichen anstiften und bedenkenlos noch drakonischere Einschränkungen der Freiheitsrechte fordern.

Dabei gehen diese Einschränkungen schon sehr weit. Die überwältigende Mehrheit der Deutschen vertraut darauf, dass sie mit der Pandemie wieder enden, und akzeptiert die Bürde vielleicht nicht klaglos, aber in beachtlicher Solidarität. Es ist eine Solidarität, wie sie jene vermissen lassen, die den eigenen Bürgern so wenig Vernunft zutrauen.

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