SZ-Kolumne "Alles Gute":Mit Lachen

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(Foto: Steffen Mackert)

Manche Dinge lassen sich nur mit Humor ertragen, selten hat man das so gespürt wie in diesen Tagen. Gut, dass die Menschen im Netz gerade jetzt auch Momente des Humors miteinander teilen.

Von Moritz Geier

Loriots feinem Humor ist einmal ein "Horoskop der Woche" entsprungen, nach dem "Steinbock, Fische, Zwilling, Stier, Jungfrau, Wassermann, Löwe, Krebs, Schütze, Widder, Skorpion und Waage nichts zu lachen" hätten. "Das gleiche gilt für Igel, Bäcker und Nähmaschinen." Nun ist leider anzunehmen, dass das Coronavirus weder Steinbock und Fische verschont noch alle anderen Sternzeichen. Dass alle derzeit nichts zu lachen haben, heißt aber noch lange nicht, dass alle nichts mehr zu lachen haben.

Kürzlich ist zum Beispiel dieses Video aufgetaucht, eines von denen, die geteilt und geteilt werden, wie das eben so ist im Netz, bis es irgendwann auch im eigenen Chat oder Feed landet. Zu sehen ist in seinem Haus ein älterer Italiener, der sich gerade seine Jacke anzieht. Er gehe einen Kaffee trinken, sagt er zu seiner Tochter, die das Geschehen mit dem Smartphone filmt. Ihre Proteste (Ausgangssperre! Läden geschlossen!) wischt er resolut zur Seite, ein stolzer Italiener, dem man sein Kulturgut genommen hat. Stur geht er zur Tür raus, dann schaut er links beim Küchenfenster rein und fragt, ohne eine Miene zu verziehen: "Scusi, hat die Bar geöffnet? Könnte ich bitte einen Kaffee haben? Grazie."

Manche Sachen, das sagt man ja oft so dahin, die lassen sich nur mit Humor ertragen. Selten hat man das so sehr gespürt wie in diesen durchseuchten Tagen, da Humor systemrelevant ist. Humor unterhält und lenkt ab, tröstet und vertröstet. So ist es mit den vielen witzigen Videos, die Menschen derzeit teilen und weiterverbreiten, heitere Momente der Menschlichkeit in der Ausnahmesituation: Sie setzen dem Virus ihr eigenes exponentielles Wachstum entgegen, eine Ansteckung, die ganz und gar gesundheitsfördernd ist.

"Wenn man ein Happy End haben will, dann hängt das natürlich davon ab, wo man seine Geschichte enden lässt", hat der Regisseur Orson Welles über das Erzählen geschrieben. Und ist das nicht auch der Zauber solcher Videoclips?

Einer ist schon ein paar Jahre alt, kursiert aber nun auf Twitter, weil er den Entzug vieler Fußballfreunde so herrlich auf den Punkt bringt: Da steht ein argentinischer Komiker in der Küche neben seiner Tochter, die sich einen Kakao zubereitet, und kommentiert jeden ihrer Handgriffe so wie einer dieser südamerikanischen Fußballkommentatoren, die weder Punkt noch Komma kennen, nur Euphorie und Ausrufezeichen. Humor verbindet auch über Ländergrenzen hinweg. Alle haben das gleiche Problem. Und alle können über das Gleiche lachen. Das gilt ganz sicher auch für Igel, Bäcker und Nähmaschinen.

In jeder Krise passiert auch Gutes, selbst wenn man es nicht immer auf den ersten Blick erkennen kann. In dieser Kolumne schreiben SZ-Redakteure täglich über die schönen, tröstlichen oder auch kuriosen kleinen Geschichten in diesen vom Coronavirus geplagten Zeiten. Alle Folgen unter sz.de/allesgute

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