Slowakei:Mörder des Journalisten Kuciak muss 23 Jahre in Haft

First anniversary of the murder of the investigative reporter Jan Kuciak and his fiancee Martina Kusnirova in Bratislava

Der Mord an dem Journalisten Ján Kuciak hatte landesweite Proteste ausgelöst und und zum Sturz der Regierung Fico geführt.

(Foto: REUTERS)
  • Der Mörder des slowakischen Journalisten Ján Kuciak und seiner Verlobten ist zu 23 Jahren Haft verurteilt worden.
  • Kuciak hatte über illegale Geschäfte eines Unternehmers geschrieben - und über dessen Verbindungen zur damaligen Regierungspartei Smer SD.
  • Der nun verurteilte Täter hatte in der Haft gestanden und im Januar vor Gericht umfassend ausgesagt.

Von Viktoria Großmann

Der Mörder des slowakischen Journalisten Ján Kuciak muss für 23 Jahre ins Gefängnis. Zu diesem Urteil kam am Montag der Spezialstrafgerichtshof Pezinok nahe der Hauptstadt Bratislava. "Kaltblütigkeit und Heimtücke" hätten das Handeln des 37 Jahre alten Täters bestimmt, begründete Richterin Ružena Sábová den Spruch des Gerichts. "Die Opfer hatten keine Chance, sich zu wehren."

Im Februar 2018 waren der 27-jährige Investigativjournalist Ján Kuciak und seine gleichaltrige Verlobte in ihrem Haus erschossen worden. Kuciak hatte über illegale Geschäfte des Unternehmers Marian Kočner geschrieben, sowie über dessen Verbindungen zur damaligen Regierungspartei Smer SD. Deren Vorsitzender, der damalige Premier Robert Fico, soll zudem Verbindungen zur italienischen Mafia haben. Auch darüber schrieb Kuciak. Kočner hatte Kuciak bedroht und ist angeklagt, den Mord in Auftrag gegeben zu haben. Die Verhandlung gegen ihn und zwei weitere mutmaßliche Mittäter dauert an und soll Mitte April fortgesetzt werden.

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Der nun verurteilte Täter hatte in der Haft gestanden und im Januar vor Gericht umfassend ausgesagt. Dabei wurde auch deutlich, dass die Verlobte Kuciaks ein Zufallsopfer war - der Täter hatte nicht damit gerechnet, sie anzutreffen. Er wurde zugleich eines weiteren Mordes im Dezember 2016 für schuldig befunden. Das Strafmaß von 23 Jahren ist für slowakische Verhältnisse gering. Mit mindestens 25 Jahren war gerechnet worden. Die Höchststrafe wäre lebenslang - was auch bis ans Lebensende bedeutet. "Das Gericht sendet damit das Signal, dass es Sinn hat, zu gestehen und mit den staatlichen Organen zusammen zu arbeiten", erklärte Richterin Sábová. Ein weiterer geständiger Mittäter, der den Auftrag vermittelt hatte, war im Dezember zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Marian Kočner muss ebenfalls mit 25 Jahren Gefängnis rechnen. Er wurde Ende Februar zudem für schuldig befunden, Wechsel gefälscht zu haben, allein dafür muss er 19 Jahre in Haft.

Nach dem Mord an Kuciak hatten Zehntausende Menschen in der Slowakei wochenlang gegen die Regierung demonstriert. Am 29. Februar wurden neue Parteien an die Macht gewählt - sie versprechen, gegen die Korruption zu kämpfen.

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