Die Solidarität scheint oft stärker zur sein, als die Sorge vor dem Coronavirus. Noch vor gut einem Monat verzeichnete der Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) "deutliche Einbrüche". Besonders in den ersten Wochen der Corona-Unsicherheit, aber auch saisonal bedingt durch die Grippewelle mangelte es an frischem Blut, wie Sprecher Patric Nohe berichtet. Die Reserven drohten schon komplett auszugehen und man schlug Alarm, zum Beispiel auf Social-Media-Kanälen.
"Was dann folgte, war ein wirklich überwältigendes Feedback", sagt Nohe. Die Münchnerinnen und Münchner kamen so zahlreich, dass das BRK vor lauter bereitwilligen Spendern nicht mehr wusste, wohin mit all dem Blut. Der wöchentliche stationäre Termin zur Blutspende am Institut für Transfusionsmedizin in der Herzog-Heinrich-Straße sei in den kommenden Wochen komplett ausgebucht, sagt Nohe. Auch viele Erstspender zeigten verstärkt Interesse. Man sei sehr dankbar über die gesteigerte Spendenaktivität. Nun sei es aber auch wichtig, zu vermitteln, dass diese Art von Solidarität nicht schnell wieder abbricht, denn dann seien die Bestände schon bald wieder aufgebraucht.
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Eine Blutkonserve halte nur 42 Tage und sei danach leider unbrauchbar, erklärt Nohe. Große Reserven könne man deshalb gar nicht aufbauen. Entscheidender sei deshalb ein kontinuierliches Engagement der Spender. Oder man hebt sich den Wunsch zu spenden einfach ein paar Wochen auf - schließlich wird auch im Frühsommer Spenderblut gebraucht. Ein großer Teil der Blutpräparate geht übrigens an Krebspatienten und chronisch Erkrankte, die laufend auf Blutspenden angewiesen sind, unabhängig von Corona. Hinzu kommt zum Beispiel die Versorgung von Menschen nach Verkehrsunfällen - das sind Fälle, die auch während einer Pandemie keinen Aufschub dulden.
Ein anderer Spendendienst verzeichnet zurzeit hingegen schwere Einbrüche. "Das erste Halbjahr ist fast komplett verloren", sagt Cornelia Kellermann von der Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern. Die meisten Spender bekomme man bei öffentlichen Aktionen, bei denen Menschen aufgefordert werden, sich mit einem schnellen Abstrich aus dem Mund typisieren zu lassen und herauszufinden, ob sie ein passender Stammzellspender sein könnten. Diese fallen zurzeit komplett aus, nun informiert sich Kellermann über mögliche Online-Formate - und hofft auf eine Solidaritätswelle.