Tatort "Das fleißige Lieschen":Hals- und Beinschuss

Tatort: Das fleißige Lieschen

Neu im Tatort: Hauptkommissar Adam Schürk (Daniel Sträßer), Hauptkommissarin Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer), Hauptkommissarin Esther Baumann (Brigitte Urhausen) und Hauptkommissar Leo Hölzer (Vladimir Burlakov, v.l.n.r.).

(Foto: dpa)

Im Saarland dürfen neue Kommissare ran. Die wären auch gute Barkeeper, müssen aber einen Patriarchenmord aufklären.

Von Holger Gertz

Die Einführung neuer Kommissare war in der Geschichte des Tatorts schon immer eine komplizierte Angelegenheit. Man kann einerseits schlecht die ganze Sendezeit verplempern, um die Ermittler vorzustellen. Andererseits müssen die Zuschauer wissen, mit wem sie es zu tun haben. Bestens gelöst wurde das vor fünf Jahren, als die Ermittler Felix Voss und Paula Ringelhahn (Fabian Hinrichs und Dagmar Manzel) in Franken ihren Dienst aufnahmen, Regisseur Max Färberböck skizzierte sie und ihr Verhältnis zueinander mit ein paar sauber gesetzten Strichen. Sie waren da und blieben - Gott sei dank bis heute.

Am Ostermontag werden nun die neuen Kommissare aus Saarbrücken präsentiert, der Saarländische Rundfunk hat was zu verlieren, nachdem zuletzt Kandidat Jens Stellbrink (Devid Striesow) als rollerfahrende Witzfigur gestartet war, aber nie richtig irgendwo ankam.

Nun das Kontrastprogramm. Der Witz ist komplett raus, stattdessen treten die verhangen dreinschauenden Ermittler Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) und Adam Schürk (Daniel Sträßer) an, die beiden Dünnbärte hätten auch als Barkeeper oder im Modekatalog eine passable Figur gemacht, sind aber in diesem Kommissariat gelandet. Und das, obwohl sie als Kinder befreundet waren, dann vom Schicksal und einem - im Krimi gern strapazierten - dunklen Geheimnis auseinandergerissen worden sind. Ausgerechnet diese beiden schweißt das Schicksal nun also wieder zusammen, indem es sie gemeinsam im Tatort ermitteln lässt: Zufälle gibt's.

Zu durchleuchten ist eine Mordtat im Haus eines ätzenden Patriarchen, wobei hinter dem Mord ein weiteres dunkles Geheimnis steckt, das auch noch im Mutterboden deutscher Geschichte wurzelt. Puh, das alles muss nun nebeneinander erzählt werden, zu beständig raunender Musik und durchsetzt von Rückblenden. Zwei Kommissare, zwei dunkle Geheimnisse, zwei Erben des Patriarchen, zwei simpel skizzierte Kommissariatskolleginnen. "Hals- und Beinschuss" dürfen sie sagen sowie auswendig gelernte Weisheiten aus dem Abrisskalender: "Reichtum ist wie Meerwasser: Je mehr man davon trinkt, desto durstiger wird man."

"Das fleißige Lieschen" von Christian Theede und Hendrik Hölzemann (Buch) ist ein ambitionierter Krimi, der allerdings unter der Last seiner Ereignisdichte sehr ächzt. Kommt öfter vor bei Debütfolgen. Der Abrisskalender weiß: Aller Anfang ist schwer. Danach wird's dann manchmal leichter.

Das Erste, Ostermontag, 20.15 Uhr

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