Lehman: Vorwürfe gegen britische Bank:Böser Bube Barclays

Als Lehman Brothers vor einem Jahr kollabierte, riss sich der Konkurrent Barclays die Sahnestücke unter den Nagel. Jetzt erhebt Lehman schwere Vorwürfe gegen die Briten.

Vor einem Jahr brach die Investmentbank Lehman Brothers zusammen - es war der Auftakt einer Vielzahl an Schockwellen, die von New York aus die Finanzwelt heimsuchte. Von Lehman Brothers selbst ist nicht viel mehr als eine leere Hülle geblieben. Die ertragreichen Konzernteile sind verscherbelt - und um den Rest kümmert sich der Nachlassverwalter.

Lehman Brothers, Foto: AP

Vor einem Jahr strauchelte die US-Investmentbank Lehman Brothers. Der britische Rivale Barclays sicherte sich die guten Konzernteile.

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Profiteur der Lehman-Pleite war die britische Barclays Bank. Sie hatte kurz nach dem Kollaps zugeschlagen und sich die Sahnestücke der US-Bank gesichert. Dazu gehören das nordamerikanische Kapitalmarkt-Geschäft sowie der Hauptsitz Lehmans in New York.

Nun erheben die Amerikaner schwere Vorwürfe gegen die Briten. Barclays habe in dem hastig arrangierten Deal wesentlich mehr Vermögenswerte angeeignet als vom Insolvenzgericht genehmigt. Dadurch habe Barclays zusätzlich 8,2 Milliarden Dollar gewonnen, klagte Lehman Brothers.

"Opportunistische Forderung"

Das Institut macht geltend, dass der höhere Wert des verkauften Lehman-Geschäftsbereichs bei der gerichtlichen Prüfung nicht angegeben worden sei. Bei dem Notverkauf hätten sich zwischen dem Zeitpunkt der Vertragszeichnung und dem tatsächlichen Verkauf entscheidende Veränderungen ergeben, heißt es in Unterlagen, die Lehman bei einem Insolvenzgericht in New York vorlegte.

Nach Ansicht von Lehman konnten sich die Briten die zusätzlichen Vermögenswerte nach dem Crash der US-Bank auch deshalb sichern, weil sie Lehman-Managern lukrative Jobs im eigenen Konzern anboten. Der für die Lehman-Abwicklung zuständige Sachverwalter klagt, Barclays habe sich so Milliarden von Lehman-Kunden illegal angeeignet. Ein Richter hatte kürzlich einer Untersuchung des Verkaufs zugestimmt.

Lehman will sich damit jedoch nicht abfinden und versucht, einen Teil des Geldes einzuklagen, eine Anhörung ist für den 15. Oktober vorgesehen.

Barclays wies die Vorwürfe zurück und sprach von einer "opportunistischen Forderung". "Nun beginnt sich die Wirtschaft zu erholen und der Lehman-Sachverwalter will das Geschäft basierend auf haltlosen Argumenten nachverhandeln", erklärte die Bank in einer Stellungsnahme. Barclays baute seinen Gewinn zuletzt aufgrund florierender Geschäfte in der Investmentsparte deutlich aus, wozu auch die übernommenen Lehman-Abteilung beitrug.

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