Aktuelles Lexikon:Sternentanz

Es bewegt sich etwas im Zentrum der Milchstraße.

Von Marlene Weiss

Tanzender Stern, das ist ein beliebtes Motiv für Kita-Vorführungen oder Räucherstab-Duftnoten aus dem Esoterikfachhandel. Aber es kommt doch vor, dass sogar Astronomen das Bild verwenden: In jahrzehntelangen Präzisionsmessungen konnten Wissenschaftler nun einen Sternentanz im Zentrum der Milchstraße dokumentieren. Der beobachtete Stern bewegt sich auf einer rosettenförmigen Bahn, mutmaßlich um das riesige Schwarze Loch, das Physiker im Herzen der Milchstraße verorten. Auf seinen Runden beschreibt der Stern in jeweils 16 Jahren annähernd eine Ellipse, die sich jedes Mal etwas verschiebt. Dahinter steht Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie: Anders als das Newtonsche Gravitationsgesetz, das für die Bahn eines Körpers um sein Zentralgestirn ohne äußere Störungen eine perfekte Ellipse vorhersagt, folgt aus den Einsteinschen Formeln eine kleine Abweichung, eine "Periheldrehung". Es war einer der ersten großen Erfolge der Relativitätstheorie, dass sie die Drehung der Merkurbahn korrekt beschrieb. Auch die übrigen Planeten zeigen eine Periheldrehung, allerdings ist der Hauptgrund dafür der Einfluss der Nachbarplaneten. Mit der ersten Messung einer Periheldrehung bei der Bahn eines Sterns um ein Schwarzes Loch hat Einsteins Theorie einen weiteren Präzisionstest bestanden.

© SZ vom 17.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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