Corona-Krise:Biete Hilfe

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"Wenn wir jetzt nichts machen, dann wird es vielleicht gar nichts geben, was die Leute zusammenbringt", sagt Florian Hübner. (Foto: Marek & Beier Fotografen)

Tinder mit sozialem Anspruch - die App von Florian Hübner

Von Lena Bammert

Von 37 freiwilligen Helfern ist damals knapp die Hälfte über Tinder hinzugekommen: "Du suchst die Liebe deines Lebens? Damit kann ich momentan nicht dienen, aber definitiv mit der Herausforderung deines Lebens." Für diesen Spruch und die darauffolgenden Matches ist Florian Hübner, Ende 20, verantwortlich. Normalerweise ist er nicht auf der App unterwegs, sondern entwickelt mit seiner Firma "Start-up Creator" selbst welche.

Normalerweise ist momentan aber nun mal ein Wort, das durch die Corona-Krise an Bedeutung verloren hat. Nichts ist mehr wirklich normal. Dafür sind andere Wörter für viele Menschen umso wichtiger geworden. Grundversorgung zum Beispiel. Oder Hilfe. Das hat auch Florian gemerkt, als er sich vor knapp vier Wochen mit seinen Kollegen Jonas Geißler und Jonas Brosch unterhalten hat. Die beiden 27-Jährigen sind, wie so viele momentan, aufs Land zu ihren Eltern gezogen. Sie wollten die Zeit nutzen, um zu helfen - in der Nachbarschaft, bei den Bauern und Betrieben. Geklappt hat das allerdings nicht so richtig, die Bauern waren zu beschäftigt mit der Krise, hatten weder den Nerv noch die Zeit zu erklären, welche Hilfen denn benötigt, welche Qualifikationen gebraucht werden würden. Auch Suchmaschinen im Internet halfen nicht weiter, Stichwörter wie "Corona Freiwilliger" oder "Corona Helfer" führten laut Florian damals zu nichts. Also entwickelte er mit Jonas und Jonas innerhalb von 36 Stunden die Plattform corona-helfer.com. Florian muss lachen, als er sich an die Entscheidung zurückerinnert: "Wir haben gesagt: "Das machen wir", dann war für Jonas und Jonas klar, dass am Wochenende nicht geschlafen wird."

Florian ist auf einem Hof in Murnau aufgewachsen, zum Studieren ist er dann nach München gezogen. Er kennt sich aus mit Landbetrieben, weiß, dass der Zusammenhalt untereinander oft von Nöten war, er wollte deshalb unbedingt eine Lösung finden: "Wenn wir jetzt nichts machen, dann wird es vielleicht gar nichts geben, was die Leute zusammenbringt."

Die Webseite corona-helfer.com ist eine Art Jobbörse für deutsche und österreichische Betriebe geworden, die an der Grundversorgung beteiligt sind - beispielsweise Bauernhöfe, Pflegeheime und Tafeln. Sie bringt Betriebe, die Hilfe benötigen, mit Menschen zusammen, die diese Hilfe geben können.

Seit der Entstehung sind mittlerweile vier Wochen vergangen, das Bundesgesundheitsministerium hat die Webseite als Partnerinitiative aufgenommen. Auf der Webseite sind mehr als 20 Betriebe gelistet, einigen konnte schon geholfen werden. Auch das Team um Florian ist größer geworden, mittlerweile umfasst es knapp 50 Menschen. Alle von ihnen sind ehrenamtlich tätig, auch Florian selbst: "Ich will einen solidarischen Beitrag leisten. Damit soll geldtechnisch nichts rumkommen, aber es soll sich was tun. Alle Freiwilligen bei uns spüren, wenn man sich engagieren will, dann ist jetzt einfach der Zeitpunkt dafür."

© SZ vom 20.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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