Nachwuchsjournalisten:Mehr Zeit für Corona-Berichte

Nachwuchsjournalisten: Kemptener Realschüler lernen, mit Tablets Trickfilme zu produzieren.

Kemptener Realschüler lernen, mit Tablets Trickfilme zu produzieren.

(Foto: Anna Günther)

Die Corona-Krise beschäftigt Bayerns Schüler­zeitungs­redaktionen. Damit die Arbeit nicht vergebens ist, wird der Einsendeschluss des Blattmacher-Wettbewerbs in den Spätherbst verschoben

Von Anna Günther

Das Coronavirus hat die bayerischen Schulen fest im Griff, seit fast sechs Wochen sind sie geschlossen. Das ist für Schülerzeitungsredaktionen doppelt bitter: Nie zuvor gab es solch eine Situation, über die Nachwuchsjournalisten berichten und Erlebtes in der Zeitung verarbeiten könnten. Zerstreuungslektüre wäre sicher auch bei vielen Schülern willkommen. Während die erwachsenen Zeitungsredakteure also wie ihre Radio- und Fernseh-Kollegen Sonderschichten machen, um die Bürger zu informieren, laufen viele Schülerredaktionen auf Sparflamme.

Das bayerische Kultusministerium und die Süddeutsche Zeitung haben sich daher entschieden, den Einsendeschluss des landesweiten Schülerzeitungswettbewerbs Blattmacher in den Spätherbst zu verschieben. Den Wettbewerb, den beide seit 15 Jahren ausrichten, im Jubiläumsjahr 2019/2020 ausfallen zu lassen, kam nicht in Frage. Neuer Einsendeschluss ist der 31. Oktober. So haben die Schülerredaktionen deutlich mehr Zeit, ihre Magazine fertigzustellen. Die Siegerehrung mit den besten Redaktionen soll Ende November stattfinden. Ob live in München, hängt aber vom Infektionsgeschehen ab.

Die drei besten Print-Redaktionen pro Schulart bekommen zwischen 200 und 500 Euro Preisgeld von der Nemetschek-Stiftung, künftig erhalten auch die besten Online-Schülerzeitungen Geldpreise. Teilnehmen dürfen Redaktionen aus Grund-, Mittel-, Real- und Förderschulen, aus Gymnasien und beruflichen Schulen. Die Sieger jeder Kategorie bekommen dazu ein maßgeschneidertes Belohnungsprogramm von Nemetschek Stiftung und SZ. Wie diese Belohnung im Jubiläumsjahr aussieht, wird aber erst bei der Siegerehrung Ende November verraten.

Fest steht, dass die sechs Siegerredaktionen wieder den Club der Besten bilden. Seit 2011 bekommen dessen Mitglieder neben Preisgeld auch ideelle Förderung und suchen gemeinsam mit anderen Juroren die Sieger des Folgejahres aus. Dafür müssen sie eine Runde aussetzen. Trost ist die individuelle Belohnung: Die Sieger der Förderschulen 2018/2019, die Redaktion von Franzi, der Franziskus-Förderschule in Bad Windsheim, freuten sich etwa über einen Ausflug nach München. Das Team von Der kleine Hai entwickelte mit dem Theaterpädagogen Jörg Hundsdorfer an der Grundschule Haimhausen Geschichten und Theaterstücke. Werkstoff für Kostüme und Kulissen war Zeitungspapier aus der SZ-Druckerei, das die Grundschüler kreativ bemalten und beklebten.

In den ersten Tagen nach den Faschingsferien war das Coronavirus an vielen Schulen eher abstrakte Gefahr, die den Alltag kaum veränderte. Die Schüler der Kemptener Realschule an der Salzstraße, der FOS/BOS in Erding, der Michael-Sommer-Mittelschule in Schrobenhausen und des Regensburger Von-Müller-Gymnasiums erlebten ihren Workshop-Tag noch in der Schule. Jeder Schüler wählte zwei Workshops aus vier Angeboten: SZ-Bayernchef Sebastian Beck diskutierte mit den Jugendlichen über Journalismus und Ethik, Theaterpädagoge Hundsdorfer über Debattenkultur und Vorurteile. Bei der Medienpädagogin Annette Hartmann lernten Schüler, mit dem Tablet Trickfilme zu erstellen. Junge Dozenten des SV Bildungswerks sprachen mit den Jugendlichen über Nachhaltigkeit und Kampagnenkultur. Die Redaktion bekam am Nachmittag zudem noch einen eigenen Kurs.

Diese sechs Teams werden die neuen Blattmacher-Sieger mitaussuchen. Bis dahin geht die Arbeit weiter, nur anders: Das Franzi-Team etwa schreibt an einem Corona-Tagebuch, die Regensburger Blickkontakt-Redaktion trifft sich jede Woche virtuell. Stoff gebe es genug, erzählt Betreuungslehrer Michael Hartmann. Die Regensburger Lösung in Corona-Zeiten? Ein neuer Podcast, der Lehrer und Schüler bald wöchentlich mit Neuigkeiten versorgen soll.

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