Gesundheitsrisiko MP3-Player:Damit du mich besser hören kannst

Mobile Musik-Player sind Dauerbegleiter vieler Menschen. Die EU plant nun neue Sicherheitsstandards - zum Schutz der Ohren.

Cerstin Gammelin

Die Benutzung von tragbaren MP3-Playern ist weit gesundheitsgefährdender als angenommen. Wer über fünf Jahre lang täglich eine Stunde lang lauter Musik aus Kopfhörern lauscht, muss damit rechnen, danach lebenslang deutlich schlechter zu hören. Jeder fünfte bis zehnte MP3-Nutzer muss sogar fürchten, vollkommen taub zu werden. Untersuchungen des wissenschaftlichen Ausschusses der Europäischen Kommission zufolge besteht dieses Risiko heute bereits für zehn Millionen EU-Bürger.

Gesundheitsrisiko MP3-Player: Die Europäische Kommission will neue Sicherheitsstandards für tragbare Musikgeräte sowie Mobilfunktelefone mit Musikabspielfunktion durchsetzen.

Die Europäische Kommission will neue Sicherheitsstandards für tragbare Musikgeräte sowie Mobilfunktelefone mit Musikabspielfunktion durchsetzen.

(Foto: Foto: dpa)

Angesichts dieser Gefahren will die Europäische Kommission nun in allen 27 EU-Staaten neue Sicherheitsstandards für tragbare Musikgeräte sowie Mobilfunktelefone mit Musikabspielfunktion durchsetzen. Das erklärte Verbraucherschutzkommissarin Meglena Kuneva am Montag in Brüssel.

Gesundheitlich unbedenkliche Standardeinstellung

"Insbesondere junge Menschen, die manchmal viele Stunden lang pro Woche laute Musik hören, haben manchmal überhaupt keine Vorstellung davon, wie sie ihr Gehör damit schädigen", sagte Kuneva. Es könne Jahre dauern, bis die Schäden eintreten, "und dann ist es zu spät".

Die Brüsseler Behörde will jetzt durchsetzen, dass alle Geräte künftig mit einer gesundheitlich unbedenklichen Standardeinstellung ausgeliefert werden. Die Nutzer könnten die Geräte zwar immer noch lauter einstellen, sollen dann aber vor möglichen Hörschäden gewarnt werden. "Wir brauchen klare Warnhinweise, damit die Risiken bewusst werden", sagte Kuneva. Möglich seien etwa Warnhinweise, die denen auf Zigarettenschachteln ähneln. Die Kommissarin erklärte, in den kommenden 24 Monaten werde mit der Industrie nach einer einvernehmlichen Lösung gesucht. "Wir wollen nichts vorschreiben, sondern warten auf die Vorschläge der Hersteller".

Die Industrie begrüße den Ansatz der Kommission, erklärte Bridget Cosgrave, Generaldirektorin des Herstellerverbandes DigitalEurope. "Die Sicherheit der Verbraucher hat höchste Priorität für die digitale Industrie". Sie kündigte an, die Industrie werde sich sowohl mit Lautstärkeregelungen, begrenzter Hördauer, besseren Kopfhörern und Verstärkern sowie dem Ausblenden der Hintergrundgeräusche befassen.

Flugzeuglärm auf den Ohren

Bisher sind für die tragbaren Musikgeräte weder Höchstlautstärken noch eine bestimmte Kennzeichnung der Lautstärke vorgeschrieben. Zwar gelten EU-weit lediglich Lautstärken bis zu 80 Dezibel als gesundheitlich unbedenklich, meist werden die Geräte jedoch mit 115 Dezibel ausgeliefert. Dies entspricht ungefähr der Lautstärke, die beim Starten und Landen von Flugzeugen herrscht.

Kuneva zufolge ist die EU-Kommission auch dabei, die Ursachen für die kürzlich aufgetretenen Explosionen bei MP3-Playern der Marke i-pod zu erforschen. Die Brüsseler Behörde habe bei den Herstellern um Informationen angefragt und warte nun auf deren Antworten. "Ich werde nicht zögern, gegen jeden Hersteller vorzugehen, der die Verbraucher gefährdet", sagte Kuneva. In den vergangenen Wochen waren in Frankreich und Deutschland mehrere MP3-Player dieser Marke während der Nutzung explodiert.

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