Erdbeben in Indonesien:"Wir müssen auf das Schlimmste gefasst sein"

Nach den schweren Erdbeben auf Sumatra gehen die Vereinten Nationen von mindestens 1100 Toten aus. Tausende sollen noch in den Trümmern eingeschlossen sein.

Nach den schweren Erdbeben auf Sumatra in Indonesien haben Einsatzkräfte bisher mindestens 770 Tote geborgen. Die Vereinten Nationen gehen mittlerweile davon aus, dass das Beben mindestens 1100 Menschen das Leben kostete. Allein in der Stadt Padang starben 376 Bewohner, wie ein Sprecher des Krisenzentrums mitteilte. Nach seinen Angaben wurden mindestens 440 Menschen schwer verletzt. Es wird befürchtet, dass noch mehrere tausend Menschen verschüttet sind.

Suche nach Verschütteten: Tausende werden noch vermisst; dpa

Suche nach Verschütteten: Tausende werden noch vermisst.

(Foto: Foto: Reuters)

"Wir müssen auf das Schlimmste gefasst sein", sagte der indonesische Präsident Susilo Bambang Yudhoyono vor seinem Abflug nach Padang. "Wir werden alles tun, um den Opfern zu helfen." Als erste Maßnahme ordnete er den Katastropheneinsatz der Streitkräfte auf Sumatra an.

Während der Bergungsarbeiten erschütterte am Donnerstag ein weiterer Erdstoß die Insel im Westen von Indonesien. Er hatte nach Messungen der US-Erdbebenswarte eine Stärke 6,8. Das Zentrum lag in der relativ geringen Tiefe von 24 Kilometern rund 240 Kilometer südlich von Padang. In der Stadt Jambi stürzten 30 Häuser ein. Aus Sorge um ihre Kinder eilten verzweifelte Eltern in die Schulen der Stadt.

Bei dem Seebeben vom Mittwoch, dessen Epizentrum etwa 50 Kilometer vor Padang lag, wurde eine Stärke von 7,6 gemessen. In der Küstenstadt Padang wurden mehrere tausend Bewohner unter den Trümmern ihrer Häuser begraben. In der 900.000 Einwohner zählenden Stadt stürzten allein im Geschäftsviertel und in Chinatown mehr als 500 Häuser ein.

Etliche Straßen und Brücken waren schwer beschädigt. Einige Zufahrtsstraßen waren nach Erdrutschen unpassierbar. Stromversorgung und Telefonnetz brachen zusammen, Tausende verbrachten die Nacht im Freien.

Hier und da gelang es, Verletzte lebend zu bergen. Doch in Padang fehlte es an schwerem Gerät, um das Geröll beiseitezuschieben und nach Überlebenden zu suchen, berichteten Fernsehsender. Vor laufenden Kameras zogen Helfer eine schwer verletzte Frau unter einem Betonpfeiler hervor.

Der Sender TV One zeigte ein eingestürztes Schulgebäude. In den Räumen würden 40 Schüler vermutet, hieß es. "Ich bleibe hier, bis sie meine Tochter gefunden haben", sagte eine Frau weinend. Ihre 13-jährige Tochter war in der Schule. Im eingestürzten Ambacang-Hotel wurden nach Angaben eines Hilfsdienstes noch bis zu 200 verschüttete Gäste vermutet. Auch Krankenhäuser waren schwer beschädigt. Die Behörden bauten ein Feldlazarett auf, um Hunderte Verletzte zu versorgen.

Der Bürgermeister von Padang bat im Rundfunk um Hilfe: "Wir benötigen Hilfe. Wir rufen dazu auf, nach Padang zu kommen und zu helfen, Verletzte und Tote zu bergen", sagte Fauzi Bahar. Das Erdbeben vom Mittwoch habe womöglich größere Ausmaße als das von Yogyakarta auf Java, sagte Gesundheitsministerin Siti Fadilah Supari. Dort kamen vor drei Jahren mehr als 3000 Menschen ums Leben.

Die Bundesregierung stellte zwei Million Euro Soforthilfe für die Opfer der Erdbeben-Katastrophe auf der indonesischen Insel Sumatra zur Verfügung. Das Geld soll nach Angaben des Auswärtigen Amtes insbesondere für Notunterkünfte, Nahrungsmittel und Trinkwasser verwendet werden.

Nach Absprache mit dem Innenministerium soll auch ein Krisenteam des Technischen Hilfswerks (THW) ins Krisengebiet entsandt werden. Nach ersten Informationen des Auswärtigen Amtes sind unter den Opfern keine Bundesbürger.

Zahl der Tsunami-Opfer steigt auf 150

Auch auf der Südseeinsel Samoa ist die Zahl der Toten gestiegen. Nach den verheerenden Tsunamis geht man nun von mindestens 150 Opfern aus. Die Behörden teilten mit, Hunderte Menschen würden noch vermisst. Meterhohe Flutwellen hatten am Mittwoch rund 20 polynesische Dörfer mit sich gerissen. Auch auf der benachbarten Inselgruppe Amerikanisch-Samoa wurden zahlreiche Ansiedlungen dem Erdboden gleichgemacht.

Rettungskräfte bargen am Donnerstag Leichen aus Schlamm und Geröllmassen. Aus den Gewässern rund um die Inselgruppe wurden ebenfalls Leichen gezogen. Auf der Suche nach weiteren Opfern kreisten Hubschrauber über dem Pazifik. Zahlreiche Menschen wurden verletzt. Unten ihnen waren auch vier deutsche Touristen. Auslöser der gigantischen Flutwellen war ein Seebeben der Stärke 8,0 südwestlich der Inselgruppe.

Auf den Philippinen und danach in Vietnam, Laos und Kambodscha schlug der Tropensturm "Ketsana" eine Tausende Kilometer lange Schneise der Verwüstung und tötete Hunderte Menschen. Und die nächste Katastrophe droht schon: Auf die Nordostküste der Philippinen rast Taifun "Parma" zu - der mit seinen extremen Windgeschwindigkeiten noch weitaus gefährlicher als "Ketsana" sein soll.

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