Paketdienste in München:Darum häufen sich gerade die Beschwerden bei der Paketzustellung

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Ein Paketzusteller von DHL liefert ein Paket aus. (Foto: Oliver Berg/dpa)
  • In München und einigen umliegenden Landkreisen werden viele Päckchen und Pakete nicht mehr bei den Adressaten zugestellt. Stattdessen sollen Kunden ihre Pakete bei einer Sammelstelle selbst abholen.
  • Die DHL begründet die Situation mit einer Überlastung und einem hohen Krankenstand beim Personal.

Von Christian Rost, München

Dem DHL-Werbeslogan "Einfach. Immer. Überall." hat ein verärgerter Kunde ein viertes Wort hinzugefügt: "Ärgern!", postet der Mann auf Facebook. Mit seinem Frust ist er nicht allein. Denn zurzeit funktioniert beim Zustelldienst der Deutschen Post nichts so, wie es sollte. Zumindest in München und einigen umliegenden Landkreisen. Wegen Überlastung und eines hohen Krankenstandes beim Personal, so zumindest begründet es DHL, werden viele Päckchen und Pakete gar nicht erst bei den Adressaten zugestellt. Stattdessen bekommen sie eine Mitteilung, dass sie die Sendungen selbst bei einer zentralen Sammelstelle abholen sollen. Als eine "Frechheit" bezeichnet dieses Vorgehen Karin Frammelsberger aus der Blumenau.

Die Münchnerin bestellt momentan Corona-bedingt vieles online und verlässt nach Möglichkeit nicht das Haus, weil sie zur Risikogruppe zählt. Auf vier Pakete wartete sie vergebens. Niemand habe versucht, die Sendungen bei ihr abzugeben, es habe keiner geklingelt, auch die Angabe eines kontaktlosen Abstellortes sei ignoriert worden. "Stattdessen erhält man eine Mail, man sei nicht erreichbar gewesen, weshalb die Pakete bei der Postsammelstelle in der Arnulfstraße selbst abgeholt werden müssten."

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Die 60-Jährige hat es sich nicht zugemutet, mit öffentlichen Verkehrsmitteln etwa eine Stunde dorthin zu fahren, sich in der Schlange der Wartenden einzureihen und dann mit Paketen bepackt wieder den Heimweg mit Bus, Tram oder U-Bahn anzutreten. Das sei nicht machbar für Ältere, Menschen in Quarantäne und solche, die zur Risikogruppe zählen. Besonders ärgert Karin Frammelsberger, dass DHL behaupte, die Zustellung sei erfolglos gewesen. Mit dieser Begründung könne die Post die Pakete einfach an den Absender zurückschicken und neben den Lieferkosten noch eine Rücksendegebühr verlangen. "Darüber freuen sich die Betreiber von Online-Shops dann auch noch", meint die Münchnerin sarkastisch.

Ob in der Blumenau, am Harras oder in der Messestadt - das Problem ist mittlerweile im gesamten Münchner Stadtgebiet virulent. "Die DHL hat die Belieferung der Lindenschmitstraße komplett ausgesetzt", berichtet ein Postkunde aus Sendling. Und Adressaten aus dem Osten der Stadt werden auf die Notausgabestelle der DHL in Aschheim verwiesen, um an ihre Lieferungen zu kommen. Rückfragen bei der Servicehotline von DHL laufen meist ins Leere. In einem Fall sei nach einem kurzen Gespräch einfach der Hörer aufgelegt worden mit der Begründung, es befänden sich schließlich noch viele weitere Anrufer in der Leitung. In einem anderen Fall habe es geheißen, "Corona-Hochrisikogebiete" würden eben nicht mehr beliefert, berichten Betroffene.

Die DHL bedauert "die aktuelle Situation" und begründet diese mit den besonderen Umständen während der Corona-Krise. "Bedingt durch die Online-Aktivitäten unserer Kunden verzeichnen wir auch in München derzeit weit über unsere Prognosen schnell wachsende Paketmengen", so Unternehmenssprecher Dieter Nawrath. Das Aufkommen sei ähnlich wie in der Vorweihnachtszeit. "Wir hatten kaum Zeit, uns darauf vorzubereiten, und wissen nicht, wie lange dieser Anstieg anhält." Die Paket-Flut und der Umstand, dass "wir in unseren Münchner Zustellbasen einen deutlich über dem Durchschnitt und der Planung liegenden Krankenstand haben", führten zu einer "längeren Laufzeit von Paketsendungen".

Dass die Pakete in Sonderausgebestellen eingelagert werden, sei nur "vorübergehend", versichert Nawrath. Dies sei ein Service für Kunden, die ihre Sendung früher erhalten wollten, da eine zeitnahe Zustellung an der Haustür derzeit nicht überall sichergestellt werden könne. Betroffen ist nicht nur "das gesamte Münchner Stadtgebiet", wie die DHL einräumt, Gleiches gelte auch für die Landkreise. Neben den Abholstellen in München und Aschheim gibt es auch welche in Germering und Fürstenfeldbruck.

© SZ vom 29.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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