Jede Schulklasse und jede Partei braucht hin und wieder mal jemanden, der stört. Unbotmäßige Zwischenrufer sind nicht immer nur Nervensägen, sie treiben auch wichtige Debatten an. Tübingens grüner Oberbürgermeister Boris Palmer betrachtet sich als einen solchen Antreiber, genauer gesagt: als Austreiber.
Er will seiner Partei das Moralisieren austreiben. Allerdings ist der Thilo Sarrazin der Grünen für seinen Laden inzwischen ein verzichtbarer Narziss.
Äußerung über ältere Corona-Patienten:"Boris Palmer schadet unserer Partei"
Einst galt Tübingens OB als nächster baden-württembergischer Ministerpräsident - jetzt fordern Stimmen seinen Parteiausschluss. Ganz einfach wäre ein solches Manöver nicht.
Dabei versteht es Palmer trefflich, die Grünen aus gewohnten Gedankenbahnen zu reißen. Mal motzt er über ordnungswidriges Radfahren mit dunkler Haut, mal über zu viele Nichtweiße in der Werbung. Rassismus? I wo, beteuert Palmer jedes Mal.
Jüngst sagte er, dass in der Corona-Krise wohl alte Menschen gerettet würden, die ohnehin bald sterben würden. Ein Missverständnis? Keineswegs. Der Endvierziger, einst zum Nachwuchstalent hochgejazzt, hat es nie in die erste Parteireihe geschafft. Jetzt revanchiert Palmer sich durch bräunliches Altherrenressentiment.
Nein, zu den Grünen passt der Mann nicht mehr. Ein Parteiausschlussverfahren mit ungewissem Ausgang aber würde diesem Selbstdarsteller nur monatelange Aufmerksamkeit schenken. Absetzen, kaltstellen, ignorieren, das reicht. Alles andere ist Zeitverschwendung.