Kommunalwahl in Andechs:"Ich freue mich richtig auf die neue Aufgabe"

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Bürgermeister Georg Scheitz hat sich viel vorgenommen. Er plant genossenschaftlichen Wohnungsbau und will die Schule erweitern und modernisieren

Interview von Blanche Mamer, Andechs

Am Tag seiner Nominierung zum Bürgermeisterkandidaten der CSU hatte er im Bayerischen Landtag einen Vortrag über Landwirtschaft und Umwelt gehalten. Georg Scheitz' Renommee reicht also weit über den Landkreis Starnberg hinaus. Um Rathauschef in Andechs zu werden, hatte er allerdings einen zweiten Anlauf gebraucht: 2008 hatte er die Wahl gegen Anna Elisabeth Neppel von der Bürgergruppe verloren. Diesmal hat es geklappt: 51,8 Prozent der Andechser entschieden sich im März für Scheitz, die CSU ist nun wieder stärkste Fraktion im Gemeinderat. Der passionierte Bio-Landwirt, der von seinem Sohn als Chef auf dem Tannhof abgelöst wird, hat sich viel vorgenommen und verspricht, kreative und auch mal unkonventionelle Wege in der Gemeindepolitik einzuschlagen.

SZ: Herr Scheitz, nach 24 Jahren im Andechser Gemeinderat, sechs Jahren als Vizebürgermeister und ebenso lang als Vizelandrat bringen Sie viel Erfahrung in der Kommunalpolitik mit ins Bürgermeisteramt. Mussten Sie sich trotzdem noch groß vorbereiten?

Georg Scheitz: In einigen Punkten ja. Ich war in den vergangenen Wochen öfters im Rathaus, habe mit den Mitarbeitern gesprochen. Seit meiner Zeit als Vizebürgermeister vor sechs Jahren hat sich einiges geändert in der Verwaltung, es hat ein Generationswechsel stattgefunden. Ich hatte dann ein paar Tage pausieren müssen, ich war außer Gefecht, da ich mich an der Hand verletzt hatte und kurz im Krankenhaus war.

Wie geht es Ihnen jetzt?

Das wird wieder. Ich brauch' noch ein wenig Physiotherapie. Seit vergangenem Montag bin ich wieder im Einsatz, habe mich mit den Fraktionsvorsitzenden getroffen. Dabei ging es um die Vorbesprechung über die Geschäftsordnung und die Verteilung der Referate. Wir haben auch beraten, wer mein Stellvertreter oder meine Stellvertreterin werden soll. Es gibt mehrere Interessenten, das finde ich gut, denn es zeigt Engagement. Die Entscheidung über den oder die Vize trifft der Gemeinderat in der konstituierenden Sitzung an diesem Dienstag in der Sporthalle der Schule.

"Es ist eine schwere Zeit": der neue Bürgermeister Georg Scheitz auf der Treppe zum Andechser Rathaus. (Foto: Arlet Ulfers)

Sie haben sich erst für eine Kandidatur entschieden, nachdem sich der parteifreie Kandidat Stefan Diebl aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen hatte.

Wie ist das jetzt für Sie? Ich fühle mich gut mit meiner Entscheidung und natürlich damit, dass ich gewählt wurde. Ich freue mich richtig auf die neue Aufgabe. Neun von 16 Gemeinderäten sind neu und es ist insgesamt ein verjüngtes Gremium. Ja, ich freue mich richtig auf die Arbeit mit dieser Mannschaft.

Wie geht es weiter mit dem Hof und der Landwirtschaft?

Mein Interesse für die Landwirtschaft wird immer bleiben. Mein Sohn wird im Herbst die Leitung des Hofes übernehmen, noch bereitet er sich auf seinen Abschluss vor. Ich habe für die Melkarbeit einen Mitarbeiter eingestellt. Das wird schon alles laufen, da bin ich optimistisch.

Die Corona-Krise hat ja einiges durcheinander gebracht. Das wirkt sich sicher auch auf Gewerbe und Finanzen aus?

Es ist eine schwere Zeit, Erling ist wie leergefegt, das Kloster zu, und einige Menschen sind in Kurzarbeit. Ich habe noch keine Übersicht, doch die Krise wird sich mit Sicherheit auf unsere Einnahmen auswirken. Der Haushalt muss mit spitzer Feder abgearbeitet werden. Wir haben feste Ausgaben, an denen nicht gespart werden kann. Fürs laufende Jahr sind keine großen Investitionen vorgesehen, doch es war für 2020 bereits eine Kreditaufnahme von zirka einer Million Euro bewilligt. Das war noch vor Corona.

Wie sieht es bei den Gewerbebetrieben aus? Haben Sie einen Überblick, ob es Schließungen gibt?

Nein, ich habe noch keinen Einblick, keine Zahlen. Ich hoffe, dass alle über die Runden kommen.

"Auf geht's, pack ma's an", lautete ihr Wahlslogan. Was wollen Sie dann als erstes anpacken?

Nachdem das Kinderhaus fertig ist, müssen wir uns jetzt um die Schule kümmern. Ich habe mit der Rektorin und der Kindergartenleitung gesprochen. Die Schülerzahlen fürs kommende Schuljahr sind so, dass wir zwei Klassen pro Jahrgang bilden müssen und mit den Räumen grad so hinkommen. Ein Anbau hat oberste Priorität. Ebenso die Digitalisierung der Schule.

Mit dem Erweiterungsbau fürs Rathaus wird es dann wohl noch etwas dauern, oder?

Da muss ich mir erst die Daten anschauen, wichtig ist mir aber, endlich einen behindertengerechten Zugang zu schaffen. Der muss so geplant werden, dass er später in den Anbau integriert werden kann.

Wohnungen für junge Familien und eine Tagespflege für Senioren standen auch auf Ihrer Agenda.

Ich denke immer noch an ein Erbbauprojekt und an genossenschaftliches Bauen. Auch für die Tagespflege im Anschluss ans Haus Erling. Ich habe den Eindruck, dass der Gemeinderat dafür offen sein könnte. Für den 16. Mai habe ich eine Klausur mit dem neuen Gemeinderat geplant. Dann kann man sich besser kennenlernen und die Grundlagen für die zu erledigenden Aufgaben erarbeiten.

Wegen der Kontaktbeschränkungen hat es keine feierliche Amtsübergabe gegeben.

Ja, das ging leider nur im kleinen Kreis.

Im Juni waren zwei größere Events geplant. Werden die nachgefeiert?

Über die 60-Jahr-Feier zur Wiederbegründung der Burschenschaft, die am 6. Juni geplant war, wird noch verhandelt. Die Burschen haben so viel Engagement reingehängt, dass es mir im Herzen weh tät, wenn das Fest ganz abgesagt werden müsste. Der Besuch aus der Partnerstadt Kamnik in Slowenien am Wochenende vom 12. Juni ist bereits abgesagt.

Übernehmen Sie das jetzige Bürgermeisterzimmer?

Auf jeden Fall. Es ist ein schönes großes Eckzimmer, ich muss mir jedoch erst einen Überblick verschaffen, bevor ich mit dem Einrichten beginne. Eins weiß ich schon: Die St. Hedwig-Statue die es schon gab, als Karl Roth Bürgermeister war, werde ich behalten.

Was wünschen Sie sich für die kommende Zeit?

Ich hoffe und wünsche mir, dass unsere Bürgerinnen und Bürger gesund bleiben und die Coronakrise bald vorbei ist, damit Kinderspielplätze und Sportstätten wieder aufgemacht werden und sich Kinder und Jugendlichen wieder richtig austoben können. Die Menschen haben schon einen Drang, rauszugehen und sich zu treffen. Zu Anfang der Corona-Krise war es vielleicht ganz schön, dass alles entschleunigt war, doch jetzt wünscht man sich das Leben von vorher zurück, den Trubel auf dem Heiligen Berg, in Restaurants und Biergärten.

© SZ vom 05.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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