Südkorea:Grenzen der Technik

Auch Hightech-Konzepte bieten keinen umfassenden Schutz.

Von Thomas Hahn

Masseninfektion in einem Seouler Vergnügungsviertel - das ist eine Nachricht, auf die man gerne verzichtet hätte. Ein Infizierter in einer feiernden Menge reicht, um das Gefühl der Krise zurückzubringen. Vor wenigen Tagen sah es so aus, als habe Südkoreas aufwendiges Coronavirus-Management die Infektionswege abgeschnitten. Jetzt ist die Angst vor der zweiten Welle da. Bitter.

Schuldzuweisungen sollte man sich sparen. Südkoreas Gesundheitsbehörden verfolgen mit ihren bewährten Werkzeugen der digitalen Fahndung die Spuren der Ansteckung. Aber sie haben es diesmal besonders schwer. In einem Vergnügungsviertel entziehen sich manche Menschen absichtlich jeder Möglichkeit, entdeckt zu werden. Das ist ihr Recht in einem freien Land. Daran ändert auch die Pandemie nichts. Und über den 29-Jährigen, von dem die Infektionen ausgingen, weiß die Öffentlichkeit zu wenig, als dass sie ihm seine Club-Tour vorwerfen könnte. Es kann sein, dass er gar nicht spürte, dass er das Coronavirus in sich hatte.

Stattdessen lernt man: Auch Hightech-Konzepte garantieren keinen Schutz vor einer ansteckenden Krankheit, die bei manchen nicht einmal Symptome auslöst. Mit niedrigen Fallzahlen kann man die Covid-19-Angst nicht vertreiben. Das geht nur mit Therapien, die Infizierte wieder gesund machen.

© SZ vom 11.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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