Gesundheitswesen:Mehr Daseinsvorsorge und weniger Profit

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Nicht Betriebswirte, sondern Mediziner sollen die Zukunft gestalten: Die Ökonomisierung der Medizin ist einigen Lesern aufgestoßen. Aber zeigt nicht diese Krise, dass wir das beste Gesundheitssystem haben?

Zu " Großer Applaus, kleiner Lohn" vom 30. April/1. Mai sowie zu " Bittere Medizin" vom 11./12./13. April:

Es ist höchste Zeit, beginnend beim Pflegepersonal und besser bei allen "systemnotwendigen Berufen" ab Mitte des Jahres, spätestens Anfang 2021 den bisherigen Steueranteil sinnvoll zu verwenden: eine Hälfte davon an die Arbeitnehmer, die andere Hälfte zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen insbesondere des Pflegepersonals. Damit könnten zusätzliche Stellen eingerichtet sowie Bewerber ausgebildet, der Apparatepark und IT-Anwendungen, wo nötig, modernisiert, Statistik-Erfordernisse ausgemistet sowie der Erhalt von Kreiskliniken und die Gründung sowie der Erhalt von Landarztpraxen unterstützt werden. Parallel sollten die Betriebswirte ihre dominante Rolle zugunsten gemeinsamer Entscheidungsfindung im Führungsgremium abgeben müssen und Privatisierungsbestrebungen verhindert werden. Das ist Daseinsvorsorge, da hat Kapitalvermehrung nichts zu suchen!

Manfred Bauer, München

Die Welt beneidet uns gerade um unser Gesundheitssystem. Sie tun den Menschen in der Krankenpflege und Medizin Unrecht, wenn Sie eine "klassenlose Krankenpflege" anmahnen. Die allermeisten arbeiten ganz sicher, ohne dass für sie die soziale Klasse eine Rolle spielt. Dazu kommt, dass die sogenannte Zweiklassen-Medizin in Deutschland dazu führt, dass auch Patienten "2. Klasse" (auch zurzeit) viel besser und meist optimal behandelt werden, als in den meisten Gesundheitssystemen der Welt und ohne große Unterschiede zu Patienten "1. Klasse". Sollte das System so sein, wie es Herr Prantl beschreibt, wollte ich nicht Teil dessen sein, aber ich bin froh und ein bisschen stolz, Teil des Gesundheitssystems zu sein, dass so großartige, sozial denkende Mitarbeiter und sehr wohl auch Entscheider hat.

Wolfgang Heide, Heidelberg

Ich kann zustimmen, dass die Ökonomisierung der Medizin zu inhumanen Zuständen führen kann. Es kann aber nicht darum gehen, pauschal mehr Geld in die Krankenhäuser zu kippen. Eindeutig haben wir zu viele Häuser der Maximalversorgung und viel zu wenige Betten für Rehabilitative Medizin, Palliativmedizin und Hospize. Häuser der Maximalversorgung sind zu 50 Prozent fehlbelegt durch Patienten. Das verleitet die Akutmedizin, unnötige Operationen und Diagnostik zu veranlassen, von denen viele Patienten nicht profitieren, andere Patienten zu früh nach Hause entlassen werden, weil keine Reha, Palliativ oder Hospizplätze verfügbar sind. Man muss intelligente Strukturmaßnahmen durchführen, was Mut erfordert - aber angesichts der Altersverteilung dringend nötig wird.

Dr. med. Eveline Krieger-Dippel, München

© SZ vom 12.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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