Luftschadstoffe:Weniger Verkehr sorgt für bessere Luftqualität

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In den letzten Wochen waren auf vielen Straßen weniger Autos unterwegs, teilweise waren sie sogar leer, wie hier auf der A8. (Foto: Florian Peljak)

Neue Berechnungen zeigen, dass giftige Stickoxide um bis zu 45 Prozent während der Corona-Pandemie zurückgingen.

Von Christina Kunkel

Die Rechnung klang zunächst einfach: Weniger Autos bedeuten weniger Schadstoffe in der Luft. Doch während der Verkehr durch die Corona-Krise teilweise um mehr als die Hälfte zurückging, zeigten einige Messstationen weiter hohe Schadstoffwerte. Gerade die Belastung mit Stickstoffdioxid blieb mancherorts hoch - was wiederum Kritiker der Dieselfahrverbote auf den Plan rief. Werden diese doch damit begründet, dass insbesondere alte Diesel große Mengen des gesundheitsschädlichen Stoffs freisetzen.

Gleichzeitig gingen Satellitenbilder um die Welt, die zu Hochzeiten der Corona-Pandemie erstaunliche Effekte zeigten: Über Wuhan, dem chinesischen Corona-Hotspot, aber auch in anderen Teilen des Landes nahm die Stickoxidbelastung rapide ab. "Es ist das erste Mal, dass ich einen so dramatischen Rückgang über einem so großen Gebiet aufgrund eines einzigen Ereignisses sehe", sagte Nasa-Forscherin Fei Liu. Auch in anderen Ländern zeigten Satellitenaufnahmen deutlich weniger Stickoxide in der Atmosphäre.

Doch was bedeuten diese auf den ersten Blick widersprüchlichen Daten? Zunächst muss man zwischen den Messungen am Boden und den Satellitenbildern unterscheiden, die Schadstoffbelastungen in viel größerer Höhe abbilden. Dazu kommt: Die Menge an Stickoxiden wird nicht nur durch Abgase aus Autos oder Kaminöfen beeinflusst, sondern auch durch das Wetter. Dadurch erklärten Experten beispielsweise die hohe Stickoxidbelastung während des Lockdowns in Deutschland.

Um herauszufinden, ob es wirklich einen "Corona-Effekt" bei der Luftqualität gibt, haben Forscher des Earth Observation Center (EOC), das im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) angesiedelt ist, Wetterdaten, Satelliten- und Bodenmessungen kombiniert. Sie berechneten aus den Daten für 2019 eine Normalsituation und verglichen diese mit dem Zeitraum der Corona-Beschränkungen. Das Ergebnis: In Norditalien gingen die Stickoxidemissionen ab dem Zeitpunkt des Lockdowns um 45 Prozent zurück. Experten vom Umweltbundesamt halten die Berechnungen der EOC-Forscher für plausibel. Auch für Deutschland geht man laut einer UBA-Sprecherin nach aktuellen Schätzungen von einem Rückgang der Stickoxidemissionen zwischen 20 und 40 Prozent durch weniger Verkehr in der Corona-Pandemie aus.

© SZ vom 13.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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