Konversion:Bundeswehr-Abzug aus Feldafing wieder offen

Konversion: Auf dem 317 000 Quadratmeter großen Gelände sollen Hunderte Wohnungen entstehen. Doch die Bundeswehr braucht das Areal womöglich noch.

Auf dem 317 000 Quadratmeter großen Gelände sollen Hunderte Wohnungen entstehen. Doch die Bundeswehr braucht das Areal womöglich noch.

(Foto: Gemeinde)

Auf dem Gelände sollen Hunderte Wohnungen entstehen. Nun will das Verteidigungsministerium neu über die IT-Schule entscheiden. Der Bürgermeister ist stocksauer.

Von Sylvia Böhm-Haimerl

Die Entscheidung über den Abzug der Bundeswehr aus Feldafing und den Bau von Hunderten Wohnungen ist wieder offen. Am Dienstag ging bei Bürgermeister Bernhard Sontheim ein Schreiben des Bundesverteidigungsministeriums ein, dass die Untersuchung, ob das Gelände weiterhin benötigt wird, voraussichtlich bis Anfang 2021 andauern wird. Der Rathauschef ist sauer: "Einem kleinen Ort wie Feldafing gegenüber ist das unfair und unverantwortlich."

Vor 19 Jahren war bekanntgegeben worden, dass die heutige Schule für Informationstechnik der Bundeswehr nach Pöcking verlagert wird. Die dortige Maxhofkaserne wurde ausgebaut, Teile der Feldafinger Einrichtung sind bereits verlegt worden. Doch der endgültige Auszugstermin ist immer wieder verschoben worden. Zuletzt hatte das Verteidigungsministerium im August 2019 bekanntgegeben, dass ein Teil des Areals voraussichtlich noch bis 2027 benötigt wird. Die Gemeinde hatte gehofft, den übrigen Teil noch 2020 übernehmen zu können. Detailliert dazu äußern wollte sich das Ministerium Anfang Mai.

Mit dem neuen Schreiben "haben sie uns Bescheid gegeben, dass sie uns Bescheid geben", fasste Sontheim zusammen. "Für mich ist jetzt überhaupt nichts mehr fix. Wir hängen jetzt in der Luft", sagte er. Die Gemeinde habe 19 Jahre geplant, wie das 317 000 Quadratmeter große Gelände genutzt werden soll. Laut Sontheim ist in dieser Zeit der größte Gewerbesteuerzahler abgewandert, weil er sich nicht mehr länger vertrösten lassen wollte. Vieles sei liegen geblieben, wie etwa der Bau eines neuen Wertstoffhofs, der am aktuellen Standort nicht erweitert werden könne. Ebenfalls geplant war die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Dafür hatte Feldafing jahrelang gespart, um wenigstens einen Teil des Geländes selbst erwerben zu können. "Jetzt müssen wir sehen, wie der dringendste Bedarf anderswo umgesetzt werden kann", sagte der Rathauschef.

Oberst Rainer Simon, Leiter der IT-Schule der Bundeswehr, hat das Schreiben des Verteidigungsministeriums ebenfalls erhalten. Wie er erläuterte, hat die Bedeutung von Digitalisierung und IT bei der Bundeswehr zugenommen. "Wir haben einen höheren Bedarf, den wir mit Pöcking nicht decken können", erklärte er. Die Kaserne könne nicht mehr erweitert werden. "Wenn man eine bestehende Infrastruktur in Feldafing hat, könnte man das weiterhin nutzen." Nach seinen Angaben sollen dort zwar auch Gebäude abgerissen werden, die nicht mehr sanierungsfähig sind. Doch was später mit diesem Bereich geschehen soll, sei offen. Simon betonte, bald würden Gespräche mit allen Beteiligten stattfinden zum Thema Zufahrt des Krankenhauses. Die derzeitige Strecke zur erst im vergangenen Jahr neu gebauten Artemed-Klinik ist lediglich eine Behelfszufahrt. Auch das Verteidigungsministerium sagt in dem Schreiben eine Regelung zu. Man könne gemeinsam nach einer Lösung suchen, wie eine eventuelle Teilabgabe im Bereich der jetzigen Wache realisiert werden könne und ob an der am nördlichen Rand verlaufenden Straße die Schaffung von Wohnraum möglich sei, heißt es weiter. "Ich gehe davon aus, dass zeitnah eine Besprechung stattfinden wird, was für beide Seiten das Beste ist", sagte Simon. Aber das müsse das Ministerium entscheiden.

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