Mitten in Fürstenfeldbruck:Der Wahlkampf hat begonnen

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Christoph Maier, vormaliger SPD-Landratskandidat, blickt noch immer aufs Landratsamt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Christoph Maier, vormals SPD-Landratskandidat, blickt vom Plakat herab noch immer auf das Landratsamt

Kolumne von Peter Bierl

Manche Leute halten die SPD für rückgratlos: den Kriegskrediten im Sommer 1914 zugestimmt, zu des Führers verlogener Friedensresolution im Mai 1933 im Reichstag die Nationalhymne geschmettert, mit Hartz IV die größte Sozialdemontage der Republik begangen. Zu Unrecht, denn an der Basis gibt es noch Sozialdemokraten mit Steher- und Nehmerqualitäten. Nur acht Wochen nach einer völlig vergeigten Kommunalwahl hängt direkt gegenüber der Kreisbehörde in Bruck ein großes rotes Plakat, auf dem Christoph Maier für sich als Landrat wirbt.

Der Mann lässt sich von einer Schlappe nicht unterkriegen. Er ist einer der wenigen, die begriffen haben, dass mit der Konstitution der neuen Gremien der Kommunalwahlkampf 2026 begonnen hat. Im Unterschied zu den Brucker Grünen, die der cleveren CSU geholfen haben, Christian Götz (BBV) auszuschalten, den wohl aussichtsreichsten Konkurrenten von Andreas Lohde für die OB-Wahl in drei Jahren. Maier verfolgt offensichtlich eine langfristig angelegte Strategie. Nach seinem plötzlichen Rückzug aus dem Puchheimer Stadtrat vor etlichen Jahren, wo er als Kronprinz von Herbert Kränzlein galt, tauchte er zur Landtagswahl 2018 wieder auf, scheiterte aber an innerparteilichen Platzhirschen.

Bei dieser Wahl hat Maier sich mit einigem Aufwand einen Platz im Kreistag erobert. Er ist damit zurück in der Kommunalpolitik und hat eine Bühne, die er sechs Jahre lang nutzen kann. Bei jeder Gelegenheit kann er Amtsinhaber Thomas Karmasin (CSU) vorhalten, dass der in Jahrzehnten weder die Energiewende noch den Ausbau der S 4 vorangebracht habe, und der "rechte Zündler", wie ihn Maier nannte, stattdessen Flüchtlinge auf Steuerzahlers Kosten weiter am Arbeiten hindere und sie in überfüllten Unterkünften dem Coronavirus aussetze. Und wenn Karmasin am Abend nach vielen Tassen Espresso müde das Amt verlässt, muss er Maiers Konterfei ertragen. Auf die Dauer wirkt das wie chinesische Tröpfchenfolter. Angeblich versucht Maier bereits in Türkenfeld ein weiteres Wahlplakat zu platzieren: vor dem Haus von Emanuel Staffler, der als Karmasins Nachfolgekandidat gehandelt wird.

© SZ vom 14.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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