Hanau:Recht auf Transparenz

Die Angehörigen der Opfer müssen gehört werden.

Von Matthias Drobinsksi

Es klingt wie eine Nachricht aus einer anderen Zeit: Angehörige der Opfer des rassistischen Terroranschlags von Hanau fordern vorm Hessischen Landtag in Wiesbaden mehr Transparenz bei der Aufklärung der Tat. Nicht einmal drei Monate ist es her, dass Tobias R. neun Menschen ermordete, weil sie ihm fremd erschienen. Doch nun redet alle Welt über das potenziell tödliche Virus, kaum einer mehr vom nicht weniger tödlichen Hass.

Umso wichtiger ist es, die Angehörigen der Ermordeten zu hören. Für sie steht seit dem 19. Februar das Leben still. Die Stadt, das Land Hessen und die Bundesrepublik haben vieles richtig gemacht nach der Mordtat, von der Hilfe für die Betroffenen bis hin zur Trauerfeier mit Kanzlerin und Bundespräsident. Doch was die Ermittlungen angeht, bleiben viele Fragen offen: Kam der Täter wirklich aus dem Nichts? Wurden nicht doch Signale übersehen? Und wie behandelte die Polizei die Angehörigen der Opfer nach der Tat?

Vieles wird ohne Antwort bleiben, wie so oft bei solchen Ermittlungen. Aber Polizei und Bundesanwaltschaft sollten so offen wie möglich über ihre Erkenntnisse informieren - und Fehler zugeben. Dass der Eindruck entstehen konnte, die Ermittler stuften den Täter als unpolitischen Verrückten ein, war für die Angehörigen schlimm. So was darf nicht noch einmal passieren.

© SZ vom 15.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: