Kommunalwahl in Seefeld:Frostiger Auftakt statt Aufbruchstimmung

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Mit seiner neuen Allianz aus CSU, Grünen und SPD verprellt Bürgermeister Kögel die übrigen drei Gruppierungen

Von Christine Setzwein, Seefeld

In der Bürgermeisterstichwahl hat es nicht ganz gereicht für den Sieg, dafür ist Thomas Zimmermann nun als einer der ganz wenigen Grünen im Fünfseenland Vize-Bürgermeister in Seefeld. Zum Dritten Bürgermeister wurde Hans Dreyer von der CSU gewählt. Gegenkandidaten waren Josef Wastian und Petra Gum (beide FWG), beide fielen durch. Offensichtlich war es Bürgermeister Klaus Kögel (CSU) gelungen, eine Allianz aus CSU, Grünen/BI und SPD zu schmieden.

Die Atmosphäre war angespannt in der konstituierenden Gemeinderatssitzung am Mittwochabend im Pfarrsaal von Peter und Paul. Von Aufbruchstimmung keine Spur. Kögel wünschte sich eine "faire, sach- und lösungsorientierte Zusammenarbeit", bevor er vom ältesten Gemeinderat, Oswald Gasser, vereidigt wurde. Schon bei der Wahl des Zweiten Bürgermeisters bot die FWG als zweitstärkste Fraktion hinter Grünen/BI einen Gegenkandidaten auf: Wastian sei seit zwölf Jahren Gemeinderat, arbeite am Ort und somit jederzeit abrufbar. Außerdem sei es besser, wenn einer der Bürgermeister aus Seefeld komme. Kögel und Zimmermann wohnen im Ortsteil Hechendorf. Doch Wastian bekam nur acht Stimmen - die FWG hat fünf Sitze, der Bürgerverein Seefeld (BV) drei. Ähnlich erging es Neuling Petra Gum, für die neun von 20 Gemeinderäten votierten, jeweils eine Stimme war ungültig. Nachdem die Allianz beschlossen hatte, dass der Bauausschuss künftig acht statt neun Sitze hat und Oswald Gasser (FDP) somit nicht mehr vertreten ist, und Johanna Senft (BVS) als Referentin für Kinder und Jugend durch Robert Benoist (Grüne/BI) ersetzt wurde, wurde die Stimmung immer eisiger.

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(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Bürgermeister Klaus Kögel (CSU) schmiedet eine Allianz aus CSU, Grünen und SPD.

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(Foto: privat/oh)

Thomas Zimmermann, Grüne/BI, ist Vize-Bürgermeister.

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(Foto: Sta Franz Xaver Fuchs)

Dritter Bürgermeister: Johann Dreyer, CSU.

Die Unterlegenen revanchierten sich auf ihre Art: Auf Antrag von Gasser erhält Bürgermeister Kögel als Dienstaufwandsentschädigung nur 550 Euro pro Monat statt des Höchstsatzes von 798 Euro. Vize Zimmermann erhält auf Antrag von Senft 450 statt 500 Euro, Dreyer bekommt 300 Euro. Begründet wurden die Anträge damit, dass die Gemeinde sparen und gerade in Zeiten von Corona ein Zeichen setzen müsse. Diesen Argumenten wollte sich die Mehrheit nicht verschließen.

"Heute sind vier Entscheidungen aus reinem Muskelspiel heraus gefallen", meinte Josef Wastian am Ende der öffentlichen Sitzung. Ob das den neuen Gemeinderäten - Arnulf Daxer, Stefan Kalski, Claudia Winter (alle CSU) Ortwin Gentz, Nikolas Rathert und Thomas Zimmermann (Grüne/BI) - wirklich bewusst war, bezweifelte er. Christian Wagner (BVS) bedauert vor allem, dass kein Bürgermeister aus Oberalting sei. Dreyer lebt in Drößling.

Ganz glücklich wirkte Bürgermeister Kögel am Donnerstag nicht über diese erste Sitzung. Die Absprache und Zusammenarbeit mit den Grünen und der Bürgerinitiative begründete er damit, dass er sie stärker einbinden und ihnen mehr Verantwortung übertragen wolle, damit sie ihre bisherige "Blockadehaltung" aufgeben.

Wenigstens der Seefelder Bund Naturschutz hatte Erfreuliches dabei: Jeder Gemeinderat bekam als Geschenk eine junge Eiche - wegen der hohen Biodiversität, der berühmten Eichenallee in Seefeld und im Sinne einer guten Zusammenarbeit.

© SZ vom 15.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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