Nachruf:Architekturkritiker Dietmar Steiner

Architekturschwerpunkt offene Baustellen im Rahmen der Salzkammergut festwochen Gmunden 20177 im

Er war Begründer und langjähriger Leiter des Wiener Architekturzentrums: Dietmar Steiner wurde 68 Jahre alt.

(Foto: imago/Rudolf Gigler)

Der österreichische Publizist und Architekturtheoretiker Dietmar Steiner ist gestorben. Dem Gründer des Wiener Architekturzentrums hat die österreichische Baukultur viel zu verdanken. Gerade weil er so streitbar war.

Von Gerhard Matzig

Wenn jemand als Junge davon träumt, Formel-1-Konstrukteur zu werden - und er wird als Architekturtheoretiker und Publizist erwachsen: Kann man dessen Leben als vollendet begreifen? Im Fall des Begründers und langjährigen Leiters des Wiener Architekturzentrums muss man es sogar, obschon Dietmar Steiner, der am Freitag einem Bericht des Standard zufolge an den Folgen einer Herzoperation gestorben ist, nur 68 Jahre alt werden durfte. Wenn es aber einem gelungen ist, so etwas wie scharfsichtige Rasanz, streitbares Temperament und wissende Ambition in die seinerzeit im Dämmer befindliche österreichische Baukultur zu bringen, dann ist es Dietmar Steiner. Österreich, ein Land, das der Moderne in den Künsten den Weg gewiesen hatte, war nach dem Krieg auf merkwürdig müde Weise verstummt. Zumal in Wien hatte man es sich mit dem reichen Erbe eingerichtet. Die Moderne wurde museal. Der an der Akademie der bildenden Künste in Wien, etwa bei Gustav Peichl, ausgebildete Architekt Dietmar Steiner, der auch bei Friedrich Achleitner arbeitete, erfand 1993 im heutigen Museumsquartier nicht nur das Architekturzentrum als Archiv und Bühne der Baukultur - er erfand im Grunde auch einen Katalysator der Baukulturdebatte. Dietmar Steiner war also doch noch der Konstrukteur, der er sein wollte. Die österreichische Baukultur der Gegenwart hat auch ihm ihr Lebendigsein zu verdanken.

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