Viertel-Stunde:Distanz allerorten

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Der Asphalt ist noch dunkel, die Markierungen leuchten weiß: der Parkplatz an der Münchner Freiheit. (Foto: Florian Peljak)

Ob auf dem neuen Parkplatz, im Café oder auf dem Spielplatz - an vielen Orten geht es zurzeit erstaunlich organisiert und ruhig zu

Kolumne von Nicole Graner

Es riecht noch neu. Nach erdigem Asphalt. Die Fahrbahndecke am beliebten und begehrten Parkplatz an der Münchner Freiheit ist noch richtig dunkel. Und die frischen weißen Streifen, die die Standplätze markieren, sind noch leuchtend weiß. "Endlich hat man hier mal genug Platz zum Rangieren", sagt die Fahrerin eines Audi durchs geöffnete Fahrerfenster. Sagt es und fährt durch die Schranke davon. Tatsächlich bedurfte es oft hoher Lenk- und Rangierkunst, um aus den eng bemessenen Plätzen wieder herauszukommen - besonders dann, wenn man in der Mitte stand: Da zwängten sich zwei Autos hintereinander in die Lücken. Wie oft da wohl Auffahrdellen entstanden sind? Oder Lackschäden? Wie viel Platz es dagegen jetzt gibt. Großzügig sind die 58 Buchten angelegt. In der Mitte steht nur noch eine Reihe Autos statt zwei, und an den Rändern haben sogar große Lieferwagen Platz.

Veränderungen auch beim Kaffeetrinken: Im Café Münchner Freiheit, das sonst an Sonnentagen brechend voll ist, geht es organisiert und ruhig zu. Eine genaue Anzahl an Stühlen und Tischen, ein Absperrband, Hinweistafeln mit Hygieneregeln und ein schwarz gekleideter Einweiser. Er teilt Sitzplätze zu. Ganz freundlich. Die Menschen warten erstaunlich geduldig, bis sie einen Platz bekommen.

Auch der beliebte Spielplatz ist nicht so voll wie sonst. Im Abstand bauen die Kinder Sandburgen, schaukeln, schaukeln und schaukeln. Nur auf der Burgbrücke ist kurz leichtes Gedränge. Weil der Bauzaun auf dem Forum Münchner Freiheit sich vom Bioladen den leeren Brunnen entlang bis hoch zu den alten Bänken zieht, gibt es nicht mehr so viele Sonnenplätze. Die eine Bank ist heiß begehrt, die Stufen auch. Und irgendjemand hat sich irgendwo einen Stuhl ergattert, sonnt sich. Nur bei den Schachspielern scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Sie hirnen leise. Wie immer. Auf Abstand, aber trotzdem eins in der Suche nach dem besten Zug.

© SZ vom 20.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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