Kultur in der Corona-Krise:Kulturschaffende im Wartestand

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Kulturamtsleiter Ingo Bartha geht davon aus, dass im Herbst wieder Veranstaltungen in Freising stattfinden werden. Übergangsweise könnte es in der Luitpoldanlage ein Autokino geben - es gibt bereits drei Anfragen.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

In ihrer neuen Funktion als Kulturreferentin der Stadt Freising hat Grünen-Stadträtin Susanne Günther von Kulturamtsleiter Ingo Bartha eine Einschätzung zur Situation der Kulturschaffenden in der Corona-Krise eingeholt. Der Kulturausschuss der Stadt hat am Dienstag erstmals in seiner neuen Besetzung nach der Kommunalwahl getagt. "Corona hat uns alle mit voller Wucht getroffen. Unser soziales und gesellschaftliches Leben ist nahezu zum Stillstand gekommen. Das kulturelle Leben in Freising kommt nur langsam wieder in den Tritt", so lautet das Fazit von Susanne Günther. Sie werde darum unter anderen beantragen, dass die Mittel aus dem Kulturfonds 2020 vollständig in den Kulturfonds 2021 übertragen werden, da in diesem Jahr wohl nicht so viel ausbezahlt werde.

Andere Fraktionen hätten bereits Zustimmung signalisiert. "Es ist enorm wichtig, dass wir einen kräftigen Anschub brauchen, Veranstaltungen, Ausstellungen, Lesungen und anderes zu initiieren, um die vielfältige Kulturszene in Freising zu erhalten", erklärte die Kulturreferentin. Wissen wollte sie von Ingo Bartha unter anderem, ob es Anfragen von Kulturschaffenden gebe, die Kulturveranstaltungen in einer anderen Form planen. Die Stadtjugendpflege verfolge die Idee, Veranstaltungen als Stream im Internet zur Verfügung zu stellen, informierte dazu Ingo Bartha. Derzeit würden die technischen Voraussetzungen hierfür geschaffen.

Allerdings: Die Möglichkeit, hierfür die Spielstätten zu nutzen, sei unklar, die Abstands- und Hygieneregeln für Bandmitglieder seien kaum einzuhalten und die Nachfrage seitens der Kulturschaffenden sei - laut Aussage der Stadtjugendpflege - eher gering. Vor der Umsetzung der Idee müssten Detailfragen geklärt werden. Es seien drei Anfragen an das Ordnungsamt eingegangen, ein temporäres Autokino in der Luitpoldanlage zu realisieren. Derzeit würden die Konzepte eingereicht und geprüft. In persönlichen Besprechungen müssten dann im Ordnungsamt die Konditionen festgelegt werden, so Bartha weiter.

Die meisten Veranstaltungen wurden verschoben, Künstlerverträge und Eintrittskarten bleiben gültig

Die Anzahl jener Kulturschaffenden, die persönlich unter finanziellen Einbußen leiden, sei nicht bekannt, erklärte der Kulturamtsleiter. Abgesehen davon seien alle Kulturschaffenden von den Einschränkungen der Corona-Pandemie, genauer von der Schließung der Spielstätten und dem Verbot von Veranstaltungen, getroffen. Die Einschränkungen beträfen Veranstaltungen der Stadt Freising und weiterer Institutionen wie Dommusik, Stiftung Bildungszentrum, Schafhof sowie Konzerte oder Feste von ehrenamtlichen Vereinen wie den Freysing Larks, dem Verein der Togoer, 3klang und Plus.

Auf Susanne Günthers Frage nach den Planungen für die Spielstätten in Freising während Corona und für die Zeit danach erklärte Bartha, am 11. März seien die Spielstätten in Freising und weitere Veranstaltungsräume und -flächen gesperrt worden. Die Veranstaltungen des Kulturamts und der Stadtjugendpflege seien weitgehend in den Herbst und in das Frühjahr des kommenden Jahres verschoben worden. Die Künstlerverträge und Eintrittskarten würden ihre Gültigkeit behalten, so Bartha, außer die Veranstaltung werde endgültig abgesagt.

Zwei Theateraufführungen hätten ohne Ersatztermin abgesagt werden müssen. Hier werde der Eintrittspreis erstattet. Veranstaltungen von externen Kulturschaffenden wie der Musikschule oder der Musicalsommer der Freysing Larks seien in das nächste Jahr verschoben worden "Die Spielstätten sind im kommenden Jahr also weitgehend ausgebucht", sagte Ingo Bartha.

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:Hoffen auf den Kulturfonds

Die Einbußen sind auch für Veranstalter von Ausstellungen oder Lesungen in Freising spürbar. Das "Modern Studio" fürchtet, nicht genügend Sponsoren für den "Literarischen Herbst" gewinnen zu können.

Von Nadja Tausche

Wann und wie es für Kulturschaffende weitergeht, ist aktuell noch unklar

Nach der aktuellen Infektionsschutzverordnung seien derzeit immer noch Tagungs- und Veranstaltungsräume geschlossen zu halten. Großveranstaltungen seien in Bayern derzeit nicht erlaubt, wobei bislang ungeklärt sei, wie diese genau definiert würden.

Im Kulturamt gehe man davon aus, dass im Herbst wieder Veranstaltungen stattfinden könnten. Die Rahmenbedingungen und die Hygieneregeln dafür seien aktuell aber nicht bekannt. Es werde jedoch davon ausgegangen, dass einfache Vorgaben problemlos eingehalten werden könnten. Abstände zwischen Besuchern seien umzusetzen, aber es sei fraglich, ob die Veranstaltung dann überhaupt attraktiv sei und die Künstler bei teilweise geringerer Gage auftreten wollten.

Gebe es Anfragen von Kulturschaffenden zur Unterstützung von Seiten der Stadt? Und wenn ja, in welcher Form, wollte Susanne Günther noch wissen. Die Anfragen an den Kulturfonds liefen unvermittelt weiter, informierte dazu Ingo Bartha. Aktuell handele es sich dabei um Anfragen für Veranstaltungen im Herbst. Anfragen für eine persönliche Unterstützung seien ihm nicht bekannt, die Stadtverwaltung sei dafür jedoch auch nicht zuständig.

© SZ vom 22.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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