TV-Tipps zum Wochenende:Teufelsritte

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Auf einer wahnwitzigen Rachemission, für die sie sich jahrelang gewappnet hat: die Braut (Uma Thurman, l.). (Foto: Miramax Films / Dimension Films)

Ein Filmwochenende der harten Kerle im Fernsehprogramm - und das schließt ganz explizit Frauen ein. Auch die sind in sehr speziellen Missionen unterwegs.

Von David Steinitz

Logan - The Wolverine

Der Bart ist so lang und das Gesicht so zerfurcht, als hätte er schon mehrere Corona-Pandemien in Einzelisolation hinter sich: Der Superheld Wolverine, der hier Logan heißt, hat seine besten Tage hinter sich. In einer postapokalyptischen Wüstenlandschaft muss er ein kleines Mädchen beschützen, das ebenfalls eine besondere Gabe hat, aber der einstige Muskelstrahlemann ist müde geworden. Regisseur James Mangold, der mit dem Johnny-Cash-Biopic Walk the Line berühmt wurde, macht aus dem Hochglanzgenre des Superheldenfilms ein Stück hartes Actionkino ohne glänzende Capes, ohne Wolkenkratzer. Der Film lief auf der Berlinale, 2017, so wie sein Held ein Loner im Kino, ohne Popcornkompromisse. Wie gut Mangold dieser Teufelsritt gelungen ist, sieht man, wenn man sich vorher die lächerliche Justice League anschaut (Pro Sieben, Sonntag, 20.15 Uhr).

Action, Pro Sieben, Sonntag, 22.35 Uhr

Sinola

Am 31. Mai wird der große Clint Eastwood 90 Jahre alt. Er prägte das Kino wie kaum ein zweiter als Regisseur, Produzent, Darsteller; und auch wenn das Genre mittlerweile aus der Mode gekommen ist, er selbst es schon lange nicht mehr reaktiviert hat, war sein wichtigstes Refugium doch immer der Western. Dass er kaum noch den Colt braucht, wenn seine stählernen Augen unter der Hutkrempe hervorblitzen, zeigt er als Joe Kidd, wie dieser Film im Original heißt, Regie John Sturges, Buch Elmore Leonard. 1972 kam er ins Kino, da hatte Eastwood schon eine deftige Spaghettiwesternkarriere hinter sich. Seine Arbeit mit Sergio Leone zeigt 3sat ebenfalls am Wochenende, Für eine Handvoll Dollar und Für ein paar Dollar mehr (Sonntag, 22 Uhr und 23.35 Uhr). Ein Fest der Großaufnahmen, auch hier laufen die Duelle vor allem auf Augenhöhe.

Western, 3 Sat, Samstag, 23.10 Uhr

Mädelsabend

Der schlimmste Kater der jüngeren Filmgeschichte: Die Fernsehfrau Meghan (Elizabeth Banks) hat Frust im Job, wo nur die Idioten sich durchzusetzen scheinen. Ihre Freundinnen überreden sie zu einer deftigen Feiernacht, es folgt Schnaps auf Schnaps und ein One Night Stand mit einem strammen Burschen. Nur als Meghan sich frühmorgens davonmachen will, ist das Auto abgeschleppt und sie hat noch acht Stunden Zeit, es ohne Handy, Geld und Ausweis von Downtown L. A. zu einem Bewerbungsgespräch zu schaffen. Aber das Partykleid ist kurz, sehr kurz, und ausgeschnitten, sehr ausgeschnitten, und gelb, so gelb war vermutlich noch nie ein Kleid. Die Cops, die sie als erste anhalten, haben bereits eine gewissen Vorstellung vom Berufsbild dieser Frau, und dann tauchen auch noch ein paar Möchtegerngangster auf ...

Komödie, Super RTL, Samstag, 20.15 Uhr

Kill Bill - Volume 1

Quentin Tarantino ist Hollywoods Spielkind, der größte lebende Kinonerd vielleicht. Die Anspielungen seiner Filme auf andere Filme, auf Klassiker und seltenen Trash, B-Pictures und Midnight Movies sind so zahlreich, dass seine Werke wie ein enzyklopädisches Kinolabyrinth daherkommen, in dem man sich immer wieder verlieren kann. Kill Bill, Teil 1 von 2003 war erst sein vierter Kinofilm, aber schon damals fühlte es sich an, als sei er seit Anbeginn der Kinematografie mit dabei. Etwas überladen ist der Film teilweise, später hat Tarantino noch schlankere, elegantere Drehbücher geschrieben, zuletzt Once Upon A Time in Hollywood. Aber die Obsession, mit der er Uma Thurman als rachsüchtige Braut hier inszeniert, ist einzigartig, er folgt jeder ihrer Bewegungen wie ein staunendes Kind, das zum ersten Mal im Kino sitzt.

Action, RTL 2, Nacht zu Montag, 1 Uhr

© SZ vom 23.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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