Freibäder in München:Ein Corona-Aufpasser für die Rutschen

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Bilder aus volleren Tagen: In diesem Jahr wird es ruhiger zugehen im Schyrenbad. (Foto: picture alliance / dpa)

Die städtischen Bäder öffnen bald wieder - unter vielen Auflagen. Eine Zeitbeschränkung für den Badetag soll es zumindest vorerst nicht geben.

Von Dominik Hutter, München

Update vom 5. Juni 2020: Wegen des absehbar schlechten Wetters öffnen die ersten Freibäder in München nicht wie geplant am 8. Juni, sondern erst am 11. Juni, also an Fronleichnam. Das haben die Stadtwerke München am Freitag mitgeteilt. Den Anfang der Freibade-Saison machen dann Schyrenbad, Dantebad, Bad Georgenschwaige und Prinzregentenbad. Am Samstag, 13. Juni, folgen wie geplant Michaelibad, Westbad und Ungererbad.

Reservierungspflicht, gesperrte Umkleiden, Flatterband am Becken - wenn voraussichtlich am 8. Juni die ersten Münchner Freibäder öffnen, werden sich die Wasser- und Liegewiesen-Fans coronabedingt umgewöhnen müssen. Der früher an heißen Sommertagen übliche Massenandrang mit langen Schlangen an den Kassenhäuschen lässt sich in Zeiten der Pandemie nicht mehr verantworten. Künftig werden wesentlich weniger Badegäste als gewohnt aufs Gelände gelassen. So dürfen ins Dantebad, in dem sich im Sommer manchmal bis zu 9000 Leute tummelten, erst einmal nur noch 1800 Besucher.

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Das führe aber nur an den klassischen Alle-wollen-baden-Tagen zu Engpässen, hofft Bäder-Chefin Christine Kugler. Im Durchschnitt reiche die neue Maximalzahl auch in "normalen" Jahren an 50 bis 80 Prozent aller Tage aus. Trotzdem fällt das Minus zumindest an den schönsten Terminen erklecklich aus: Im Extremfall haben sich schon bis zu 55 000 Gäste in den acht Münchner Sommerbädern amüsiert. Nun dürfen maximal 15 000 rein.

Los geht es mit dem Georgenschwaig-, Schyren-, Dante- und Prinzregentenbad. Die für die Bäder zuständigen Stadtwerke haben bereits ihre in Kurzarbeit geschickten Mitarbeiter zurückgerufen, um Becken und Wiesen für die Eröffnung vorzubereiten. Zwar sind die Bäder bereits "ausgewintert" (wenn auch in diesem Jahr noch nie offen gewesen) - es müssen aber schon wieder Algen entfernt, Becken neu befüllt und das Wasser geheizt werden. Es gilt, Chlorgas zu kaufen und Wechselgeld bereitzustellen.

Ursprünglich war Bäder-Chefin Kugler davon ausgegangen, dass es eines dreiwöchigen Vorlaufs bedarf. Nun probieren es die Bäder-Teams bis 8. Juni - falls etwas schiefgeht, könnte die Eröffnung auch noch um ein paar Tage verschoben werden. Am Samstag, 13. Juni, sollen dann schon die großen Freibäder folgen: das Michaeli-, West- und Ungererbad. Ob in dieser Saison auch das Naturbad Maria Einsiedel aufmacht, ist noch unklar. In Corona-Zeiten braucht man Chlor im Wasser. Das deaktiviert Viren in Sekunden, berichtet Kugler, die Ansteckungsgefahr im Becken ist also eher gering. Im chlorfreien, natürlich gereinigten Wasser von Maria Einsiedel dauern die Hygieneprozesse länger.

Der Ticketkauf funktioniert künftig so: Über einen Link auf der Internetseite der Stadtwerke lassen sich bis zu sechs Karten pro Person reservieren. Ein QR-Code dient dafür als Nachweis, bezahlt wird nach wie vor am Kassenhäuschen. Gekauft werden kann nur etwa drei bis vier Tage im Voraus, Hamsterkäufe mit anschließendem Schwarzhandel will Kugler unbedingt vermeiden. Für Internet-Skeptiker soll es eine Möglichkeit geben, die Reservierung direkt am Bad vorzunehmen.

An Rutschen und Sprungbrettern achtet zusätzliches Personal auf die Mindestabstände

Eine neue Zeitbeschränkung für den Badetag soll es vorerst nicht geben. Doch Kugler will auch nicht ausschließen, dass möglicherweise ein Halbtagsticket zumindest einmal ausprobiert werden muss, falls sich das nun ausgetüftelte System nicht bewährt. Aber eigentlich will sie eine solche Beschränkung vermeiden. Denn es wäre sehr umständlich und für die Bade-Fans nervig, wenn mittags das komplette Bad einmal geräumt werden müsste, um Platz für die Nachmittagsschicht zu schaffen. Ersatzweise müsste eine Art Ausgangskontrolle vergleichbar den Saunen etabliert werden. Wenn es nicht sein muss, lässt man es, lautet das Motto Kuglers, die die unbeschwerte sommerliche Atmosphäre auch in Corona-Zeiten erhalten will.

In Stein gemeißelt sind die neuen Regularien noch nicht. Bei der Konzeption haben sich die Stadtwerke am Pandemie-Plan der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen orientiert. Sollte die Staatsregierung andere Vorgaben machen, muss nachgesteuert werden. Klar ist aber, dass das Bäderpersonal darauf achtet, dass es in den Becken nicht zu voll wird. Prinzipiell gilt für Kugler zwar: "Wir sind auch auf die Eigenverantwortung der Badegäste angewiesen." Dennoch soll das Personal immer wieder auch auf den Liegewiesen nachsehen, ob sich allzu große Gruppen aus allzu vielen Haushalten auf allzu engem Raum treffen. An Rutschen und Sprungbrettern achtet zusätzliches Personal auf die Mindestabstände.

Wer duschen will, muss das mit Kaltwasser am Beckenrand tun. Die Duschräume bleiben ebenso wie die Umkleiden gesperrt. Lediglich die Toiletten, Handwaschbecken und ein paar Garderobenspinde sollen zugänglich sein. Plätze für Mannschaftssportarten wie Fußball oder Beachvolleyball bleiben ebenso gesperrt wie die Attraktionen, um die sich oft die Massen scharen: Sprudelbecken, Sprudelliegen, Wasserpilze und Strömungskanäle.

Um den Kommunalhaushalt nicht allzu sehr zu belasten, hat der Wirtschaftsausschuss des Stadtrats beschlossen, den erst im vergangenen Jahr eingeführten freien Eintritt für Jugendliche bis zu 18 Jahren in dieser Saison auszusetzen. Die Bilanz des von der Stadt finanzierten Gratistickets ist ohnehin durchwachsen ausgefallen, Stadtwerke-Geschäftsführer Werner Albrecht denkt mit Schaudern an große Jugendgruppen zurück, die gar keine Badesachen dabeihatten und teilweise auf Schlägereien aus waren. Rund 30 schwerwiegende Vorfälle hätten sich im vergangenen Jahr ereignet - daran war man bislang nicht gewöhnt gewesen.

Der Stadtrat hatte trotzdem Bauchschmerzen, das Angebot - wenn auch nur vorübergehend - zu streichen. Auf Initiative der grün-roten Koalition (plus Rosa Liste und Volt) beschloss der Wirtschaftsausschuss, dass zumindest sozial schwache Besucher mit München-Pass kostenlos reindürfen, und zwar unabhängig vom Alter. Die dafür notwendigen 75 000 Euro müssen die Stadtwerke notfalls selbst schultern. Denn um Geld aus dem Stadthaushalt zu verwenden, wäre das Placet der Vollversammlung nötig, die erst am 17. Juni tagt. Ein CSU-Antrag, zumindest Kinder bis zwölf Jahre gratis baden zu lassen, wurde vertagt - ebenso wie einer der FDP, die ein Kinderticket für 50 Cent vorschlug.

© SZ vom 27.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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