Tourismus:Europa ringt um gemeinsamen Urlaubsplan

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Alles vorbereitet am Mittelmeer, fehlen nur noch die Touristen: ein Strand bei Rom, noch ohne Badegäste. (Foto: Guglielmo Mangiapane/Reuters)

Die Bundesregierung will die Reisewarnungen für 31 Staaten Mitte Juni aufheben. Noch gibt es in der EU aber keine Einheit, wann und wie Touristen Urlaub machen können.

Von Daniel Brössler, Berlin

Die Pläne der Bundesregierung, die geltende weltweite Reisewarnung am 15. Juni zumindest für Europa aufzuheben, nehmen Konturen an. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) unterrichtet an diesem Mittwoch das Kabinett über die Ergebnisse seines "Nachbarschaftsdialogs" mit Nachbar- und wichtigen Reiseländern. So soll für insgesamt 31 europäische Staaten die von Maas am 17. März verkündete weltweite Reisewarnung aufgehoben und durch Hinweise ersetzt werden, wenn die Corona-Lage es zulässt. Neben den Staaten der Europäischen Union und des Schengen-Raumes würde die Lockerung auch für Großbritannien gelten.

Hintergrund der Reisewarnung ist nicht nur die Gefahr der Ansteckung, sondern vor allem auch die in vielen Teilen der Welt eingeschränkte Bewegungsfreiheit. In einer aufwendigen Luftbrücke mussten nach Ausbruch der Pandemie etwa 250 000 auf allen Kontinenten gestrandete Urlauber nach Deutschland zurückgeholt werden. Aus Sicht des Auswärtigen Amtes bleibt das Risiko einer Wiederholung solcher Zustände vor allem bei Fernreisen bestehen. Deshalb soll die Lockerung vorerst auf Europa beschränkt bleiben. Nach einer Videokonferenz mit Kollegen aus beliebten Reiseländern der Deutschen hatte Maas vergangene Woche von einem "kontrollierten Wiedereinstieg in den europäischen Tourismus" gesprochen.

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Die Bundesregierung will mit der EU auch Pläne vereinbaren für den Fall, dass Urlauber erkranken

Mitte Mai hatte die EU-Kommission einen Plan für ein "abgestuftes und koordiniertes Vorgehen zur Wiederherstellung der Freizügigkeit und zur Aufhebung der Kontrollen an den Binnengrenzen" vorgelegt. Angemahnt wurde ein "gemeinsamer europäischer Fahrplan". Bislang gehen die Pläne in den einzelnen europäischen Ländern allerdings noch auseinander. So will etwa Italien die Grenzen ab 3. Juni wieder für Urlauber öffnen, Spanien erst im Juli. Österreich will offenbar den Transit nach Italien erlauben. Unklar ist, wann es umgekehrt auch die Ein- und Durchreise von Italienern erlaubt.

Der italienische Außenminister Luigi Di Maio sprach sich angesichts dieser Lage für einen gemeinsamen Neubeginn des europäischen Tourismus Mitte Juni aus. "Arbeiten wir darauf hin, dass wir am 15. Juni in Europa alle gemeinsam neu starten können: Der 15. Juni ist für den Tourismus ein bisschen der europäische D-Day", sagte Di Maio dem Fernsehsender Rai. "Deutschland steuert darauf zu, am 15. Juni wieder zu öffnen", sagte Di Maio, "mit Österreich werden wir arbeiten, und wir arbeiten mit anderen europäischen Ländern." Erschwert wird ein einheitliches Vorgehen durch die unterschiedliche Lage in den einzelnen Ländern. Besonders hart getroffen sind Italien und Spanien.

Auf EU-Ebene will sich die Bundesregierung für Kriterien und Vorkehrungen einsetzen, die innereuropäische Urlaubsreisen verantwortbar machen sollen. So sollten "tragfähige Konzepte" zur Einhaltung von Abstandsregeln und zur Handhygiene und zum Tragen von Masken entwickelt werden, heißt es im Entwurf eines Eckpunkte-Papiers, über das die Deutsche Presse-Agentur berichtete. Die Konzepte sollen auch Pläne für den Fall der Erkrankung von Urlaubern enthalten sowie hinreichende Testkapazitäten, Quarantäne- und Behandlungsmöglichkeiten nachweisen.

In der Tourismusindustrie wurden die Pläne begrüßt. "Dies gibt nicht nur den Unternehmen der Reisewirtschaft eine Perspektive, sondern auch den vielen Deutschen, die sich auf ihren Urlaub zum Beispiel am Mittelmeer freuen", sagte der Präsident des Reiseverbandes DRV, Norbert Fiebig. Es fehle ausreichende Sicherheit und Klarheit für Urlauber, kritisierte hingegen die Verbraucherzentrale Bundesverband. "Hygieneregeln sollten möglichst europäisch einheitlich sein", forderte Vorstand Klaus Müller.

© SZ vom 27.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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