Mitten in Ebersberg:Eine Frage der Fettverteilung

Eine Krankenkasse behauptet, Bewohner von östlichen Gefilden seien dicker als andere. Was heißt das für die östlich von München gelegenen Ebersberger?

Kolumne von Wieland Bögel

Wenn einer gut im Futter steht, oder gar zu gut, hat er sich nicht selten eine Reihe von Erklärungen zurechtgelegt, falls wieder mal so ein missgünstiger Hungerhaken was zu kritteln hat. Der Klassiker der "schweren Knochen" ist zwar etwas aus der Mode geraten, wahlweise hat man heute eher einen zu langsamen Stoffwechsel, irgendwas mit den Drüsen oder ist halt einfach veranlagt. Oder verortet, wie die aktuelle Pressemeldung einer Krankenkasse nahelegt, die überschrieben ist mit "Zahl der Fettleibigen im Osten am höchsten." Als Bewohner eines Landkreises im Osten der Landeshauptstadt muss man da erst einmal schlucken - auch wenn das in diesem Fall das Problem wohl eher verschlimmert.

Ist also der Ebersberger als solcher grundsätzlich dicker als der Münchner, der wiederum deutlich schwerer ist, als der durchschnittliche Fürstenfeldbrucker oder Starnberger? Wird man wiederum als Ebersberger nach dem Überschreiten der Landkreisgrenze Richtung Rosenheim wahlweise für seine schlanke Linie gelobt oder für den schlechten Ernährungszustand bedauert? Setzt sich dieses Phänomen der Osterweiterung der Leibesmitte vielleicht auch auf Landkreisebene fort? Möglicherweise sind die Durchschnitts-Bewohner von Vaterstetten und Poing ein paar Kilo leichter als die Ebersberger und Grafinger, von den Steinhöringern ganz zu schweigen. Interessant wäre auch, ob das Durchschnittsgewicht der Einwohner in Glonn, Moosach, Kirchseeon und Markt Schwaben in etwa gleich ist, liegen doch alle vier in etwa gleichermaßen weit östlich. Vielleicht erschließen sich hier auch ganz neue Möglichkeiten auf dem Gebiet der angewandten Abnehmforschung: Wem in Ebersberg die Hose zwickt, könnte sich durch einen längeren Aufenthalt im Westen des Landkreises ein paar Gürtel-Löcher weniger erhungern.

Leider alles Quatsch, wie sich beim zweiten Blick auf die Mail der Krankenkasse zeigt: Gemeint sind nämlich die östlichen Bundesländer, deren Bewohner im Schnitt mehr Speck auf den Rippen haben, als jene im Westen des Landes. Was beim dritten Blick eine sogar sehr gute Nachricht ist, denn rein statistisch sind die Bayern - die Ebersberger sind da sicher eingeschlossen - die drittmägersten im ganzen Land, nur die Schwaben und Hamburger wiegen statistisch gesehen noch weniger. Passenderweise nimmt ja die Gastronomie gerade ihren Betrieb wieder auf, die man mit diesen Zahlen im Kreuz nun doppelt gerne wieder besuchen kann. Bei wem die vielen guten Sachen nun allerdings zu gut anschlagen, kann sich das leider nicht mit dem Verweis auf den Wohnort schönreden...

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