Corona im Blick:Zu zweit allein

SZ-Fotografin Catherina Hess zeigt, was ihr in dieser außergewöhnlichen Zeit besonders auffällt

Fotos von Catherina Hess

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(Foto: CATHERINAHESS)

Ein Treffen mit Schulfreundin Barbara ist wochenlang nur mit Abstand möglich. Wie schön, dass man sie in dem Viktualienladen Camatti in Pasing sehen kann. Jedenfalls so lange, bis der Kaffee zum Mitnehmen fertig zubereitet ist. An besonders stressigen Arbeitstagen stellt die "Corona-Perle" ihren Freunden Käse, Brot und Wein zu Hause vor die Eingangstür.

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(Foto: Catherina Hess)

Ende April, mitten im Lockdown ist Léons zwölfter Geburtstag. Ohne Freunde, ohne Party, zum Glück ist Katze Kira da.

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(Foto: CATHERINAHESS)

Das Homeschooling zieht sich oft bis in die Abendstunden. Die Schulfreunde fehlen und tatsächlich auch die Lehrer.

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(Foto: CATHERINAHESS)

Öffentliche Toiletten sind in München ziemlich selten. Was tun, wenn Gaststätten geschlossen sind? Möglichst wenig trinken!

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(Foto: CATHERINAHESS)

Tägliches Serienglotzen statt ins Nachbarkino "Breitwand" gehen. Auf dem Kopf wächst bereits ein "Coronapelz".

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(Foto: CATHERINAHESS)

Der Wäschekorb quillt täglich über. Doch Hauptsache die Masken sind frisch für den nächsten Arbeitseinsatz.

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(Foto: CATHERINAHESS)

Kein Café bietet Unterschlupf zwischen den Terminen. Deshalb werden tagesaktuelle Bilder aus dem Auto verschickt.

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(Foto: CATHERINAHESS)

In der Schule kritzelt man sonst seinem Banknachbarn die Handrücken voll. Allein zu Hause hilft manchmal Baby-Yoda als Tinten-Tattoo auf der eigenen Hand, wenn's beim Mathe-Arbeitsplan nicht weiter geht. Langeweile fördert also die Kreativität.

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(Foto: CATHERINAHESS)

Viel verrückter geht es in diesen reglementierten Zeiten leider nicht. Ein Sprung in die Regentonne während es regnet gehört zum ultimativen Spaß. Ob ein Urlaub im warmen Süden in diesem Jahr möglich wird, bleibt für uns alle ungewiss.

In Deutschland gibt es 2,58 Millionen Alleinerziehende. Auch ich gehöre seit zwei Jahren dazu. Wie mein Sohn Léon und ich durch diese besondere Zeit kommen mit Unterricht zu Hause und einem "systemrelevanten Beruf", der nicht im Home-Office stattfinden kann, habe ich in einer losen Bilderfolge dokumentiert. Ich bin mir bewusst, dass wir eigentlich zu den Privilegierten unserer Gesellschaft gehören. Wir wohnen mit genügend Platz und sogar einem Garten. Ich habe eine Arbeit, die mir viel Freude macht, und ein Kind, das sich auch alleine mit seinen Arbeitsblättern beschäftigen kann. Trotzdem waren die vergangenen Wochen unfassbar anstrengend und nicht immer spannungsfrei. Ich kann mir kaum vorstellen, wie Mütter oder Väter ihr Pensum zu Hause mit mehreren Kindern schaffen.

Unser Corona-Alltag ist geprägt von dem Satz meines Sohnes: "Mama, ich brauche Aufmerksamkeit." Keine Ahnung, wo er den aufgeschnappt hat. Aber ich sehe in seine Augen und mir ist klar, dass er noch nie so sehr auf sich gestellt war, wie jetzt. Morgens, wenn ich das Haus verlasse und abends, wenn ich zur Tür reinkomme, habe ich das Gefühl, niemandem wirklich gerecht zu werden: ihm nicht und mir selbst auch nicht. Dennoch haben wir auch viel Spaß und einzigartige gemeinsame Momente, die uns sicher in Erinnerung bleiben werden.

Eine Fotografin im Selbstporträt

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(Foto: Catherina Hess)

Catherina Hess, gebürtige Münchnerin, fotografiert seit mehr als 20 Jahren für die Süddeutsche Zeitung - am liebsten Menschen. Gelernt hat sie ihren Beruf an der Fachakademie für Fotografie in der Clemensstraße. Nach ihrer Ausbildung arbeitete sie als Dokumentarfotografin im Münchner Stadtarchiv. Eine ihrer Stärken ist, schnell eine Situation zu erfassen.

© SZ vom 02.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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