Haidhausen:Freie Fahrt bis zur Isar

Fahrradfahrer im Münchner Stadtverkehr, 2020

Raum für Radler: Bis November werden für sie an der Rosenheimer Straße zwischen Orleansstraße und Rosenheimer Platz Spuren reserviert.

(Foto: Stephan Rumpf)

Lokalpolitiker fordern eine Verlängerung des geplanten Pop-up-Radwegs an der Rosenheimer Straße Richtung Zentrum

Von Patrik Stäbler, Haidhausen

Die Stadt wird nach dem Vorbild Berlins sechs temporäre Radwege ausweisen, darunter zwei an der Rosenheimer Straße - doch das geht dem Bezirksausschuss (BA) Au/Haidhausen nicht weit genug. Das Stadtteilgremium stimmte daher einmütig für einen Antrag der SPD, wonach an der Rosenheimer Straße von der Orleansstraße bis zur Ludwigsbrücke in beiden Richtungen ein solcher Pop-up-Radweg entstehen soll. Der Vorstoß geht deutlich über den Beschluss der Stadträte hinaus. Sie hatten im Planungsausschuss entschieden, dass an der Rosenheimer Straße zwischen Orleansstraße und Rosenheimer Platz auf beiden Seiten sowie stadtauswärts zwischen Lilienstraße und Am Lilienberg Auto- zu Radspuren ummarkiert werden sollen - vorerst bis November.

Diese Entscheidung habe sie sehr gefreut, sagte SPD-Fraktionssprecherin Nina Reitz. Dennoch habe man den weitergehenden Antrag noch stellen wollen - auch "als Zeichen der Bekräftigung und Unterstützung". Vom BA gab es für den Vorschlag breite Zustimmung. Das Gremium setzt sich seit Jahren für einen besseren Schutz von Radfahrern an der Rosenheimer Straße ein. Zuletzt gab es dort einen Verkehrsversuch mit Tempo 30 zwischen Orleansstraße und Rosenheimer Platz.

Bei der neuen Idee mit dem Pop-up-Radweg lege er besonderen Wert auf den "temporären Charakter" der Maßnahme, sagte Ullrich Martini, dessen Grüne einen ähnlich lautenden Antrag gestellt hatten. "Es gab ja eine sinnvolle Verkehrsstudie zur Rosenheimer Straße, und die ist mehr wert als ein Pop-up-Radweg."

Hintergrund der Anträge - wie auch der Entscheidungen des städtischen Planungsausschusses - ist die Corona-Krise. Ihretwegen sind in München mehr Radler unterwegs, die aber zugleich ausreichend Abstand halten sollen, weshalb nun an mehreren Stellen temporäre Umnutzungen von Fahrbahnen stattfinden.

Die Corona-Krise führte die SPD auch als Grund für zwei weitere Anträge an, die beide ebenfalls eine Mehrheit im BA fanden. Zum einen sollen an der Kirchenstraße zwischen Haidenauplatz und Elsässer Straße eine temporäre Fahrradstraße geschaffen und die vorhandenen Radwege für Fußgänger geöffnet werden. Zum anderen will die SPD - ebenfalls vorübergehend - die Weißenburger Straße zwischen Orleansplatz und Weißenburger Platz als Spielstraße ausweisen. Letzteres lehnte die CSU ab, da bereits ein früherer BA-Antrag eine Umplanung der Weißenburger Straße gefordert hatte. Hier solle man erst mal eine Antwort aus dem Rathaus abwarten, die im Lauf des nächsten Monats erwartet werde, sagte Fraktionssprecherin Barbara Schaumberger. Ihr CSU-Kollege Andreas Micksch gab zu bedenken, dass von einer Umwandlung der Weißenburger Straße in einen verkehrsberuhigten Bereich auch der Pariser Platz betroffen sei - ein "nicht ganz unwichtiger Verkehrsknoten in Haidhausen". Zudem pochte er darauf, dass an der Weißenburger Straße keine Parkplätze wegfallen dürften, "damit die Läden dort anfahrbar bleiben", so Micksch. Dagegen argumentierte Heidrun Stangenberg (Grüne), die selbst an der Weißenburger Straße wohnt, "dass dort niemand mit dem Auto zum Einkaufen fährt".

Bei acht Gegenstimmen wurde dieser SPD-Antrag letztlich angenommen. Die Entscheidung für eine temporäre Fahrradstraße an der Kirchenstraße fiel einmütig.

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