Cathy Hummels:Mal Kaffee, mal Klatsch

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Kein Mauerblümchen: Cathy Hummels präsentiert das Dirndl eines Münchner Schneiders auf der Fashion Week in Berlin: "Ich sehe mich mehr oder weniger als Frauenzeitschrift.“ (Foto: Jens Kalaene/dpa)

Die Dachauerin hat Influencerinnen salonfähig gemacht.

Von Stefan Sommer

Catherine möchte bitte weiterhin Cathy genannt werden. Ihr Spitzname sei schon immer "Cathy oder Cathl" gewesen, verrät sie Bunte.de im Interview, und außerdem könnte "Catherine ja auch keiner aussprechen". Im Fernsehen heißt sie also weiter "Cathy", auf Buchrücken heißt sie weiter "Cathy" und bei Instagram heißt sie weiter "Cathy". Das komplizierte, distanzierte, unerreichbare "Catherine" verliert gegen das volksnahe, kumpelige, verlässliche "Cathy". Dass ihre 500 000 Follower bei Instagram - von denen viele erst durch Cathy Hummels das Phänomen "Influencer" kennengelernt haben - sie weiterhin unter ihrem Spitznamen erreichen, ist eventuell aber keine Sentimentalität, sondern ein schlauer PR-Coup.

Die studierte Betriebswirtin, TV-Moderatorin, Frau eines Fußballspielers, Yoga-Jüngerin und erfolgreiche Influencerin lässt die Welt online sehr nah an sich heran. Die Illusion, ihr und ihrem Mann Mats Hummels auf Schritt und Tritt in den sozialen Medien durch ihr glamouröses Leben folgen zu dürfen, ja mit am Tisch zu sitzen, ist ihr Geschäftsmodell. Denn zu ihrer Arbeit als Influencerin gehört es, ihren Followern Produkte so charmant und unmerklich zu empfehlen, dass sie glauben könnten, ihre beste Freundin Cathy hätte ihnen das Haarspray, den Pullover oder den Power-Riegel beim Kaffeeklatsch ans Herz gelegt. Das ist Influencer-Marketing und Cathy Hummels eine der erfolgreichsten Werbebotschafterinnen Deutschlands.

Für den "Verband sozialer Wettbewerb e.V." erfüllen solche Beiträge in sozialen Medien den Tatbestand der Schleichwerbung. Fotos, in denen Cathy Hummels Produkte zeige, deren Hersteller sie unter dem Post verlinke, müsse sie als Werbung kennzeichnen. Das tue sie nicht konsequent, so der Verband. Im spektakulären "Influencer-Prozess" wies die Richterin Monika Rhein vom Landesgericht München diese Vorwürfe 2019 zurück. "Informierte Nutzer", so die Richterin, "wissen, dass Hummels mit ihrem Profil kommerzielle Interessen verfolge." Ein Grundsatzurteil, wie im Internet Werbung gekennzeichnet werden muss, steht in Deutschland trotzdem weiterhin aus, da andere Kammern ähnliche Fälle anders beurteilten. Bleiben wird vom Prozess in München dennoch die kreative Verteidigung der Cathy selbst: "Ich sehe mich mehr oder weniger als Frauenzeitschrift."

© SZ vom 03.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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