Kolumne "Abspann":Look der Stunde: systemrelevant

Beobachtungen aus den Medien, diesmal: Die britische Vogue zeigt kein Model und kein perfekt inszeniertes Fashion-Piece auf dem Cover, sondern Frauen in systemrelevanten Berufen.

Von Aurelie von Blazekovic

Die Bedeutung des Vogue -Covers mag in den letzten Jahren ein wenig abgenommen haben, aber in ihrer fast 130-jährigen Geschichte hielt die Zeitschrift den Look der Stunde fest, kürte Ikonen, prägte Popkultur. Sie brachte Größen aufs Cover: Twiggy, Prinzessin Diana, die Supermodels der 90er, Michelle Obama, Adele und Rihanna. Kim Kardashian im Hochzeitskleid mit Ehemann: das war nicht zuletzt ein anerkennendes Nicken an Instagram, die Plattform, die der Vogue Mode blätternde Leserschaft abgräbt. Und Ehemann Kanye West: die Vogue ist eine der wenigen Institutionen, in denen Männer, sogar sehr berühmte, fast nur als Begleitung von Frauen auftauchen, neun schafften es aufs US-Cover.

Die neue britische Vogue () zeigt nun: kein Model, keine Sängerin, keine Schauspielerin und kein perfekt inszeniertes Fashion-Piece, sondern Frauen in systemrelevanten Berufen. Zu sehen sind auf den drei Versionen der Juli-Ausgabe die Hebamme Rachel Millar, die Zugführerin Narguis Horsford und Anisa Omar (oben), eine Supermarkt-Mitarbeiterin. Der Chefredakteur Edward Enninful schreibt in einem Editorial dazu, er könne sich kein besseres Frauentrio vorstellen, um Millionen Menschen in Großbritannien zu repräsentieren: "Unsere Helden sind heute andere. Es gab eine Veränderung, zu wem wir aufschauen, wen wir bewundern und diese Menschen müssen gefeiert werden."

Ein Symbol natürlich, ähnlich wie das Klatschen für Pflegepersonal und die schwarzen Instagram-Kacheln gegen rassistische Gewalt. Dennoch haben diese Zeichen Stärke. Und übrigens war auch das letzte Cover der britischen Vogue ein besonderes. Mit Judi Dench zeigte es die bisher älteste Frau, die Schauspielerin ist 85.

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