Spanien:Konzeptlos durch die Krise

Die Regierung weiß nicht einmal, was sie mit Hilfsgeld anfangen will.

Von Sebastian Schoepp

Am 21. Juni soll einer der strengsten Lockdowns Europas enden. Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez hat es am Mittwoch nach langem Streit geschafft, die sechste Verlängerung des "Alarmzustandes" durchs Parlament zu bringen, es soll die letzte sein, versichert er. Doch was kommt danach? Die "neue Normalität", die er ankündigt, lässt ein ungemütliches Spanien erwarten, eines mit Gesundheitsdisziplin, in dem der abrazo, die alltägliche Umarmung plus Wangenküsschen, das lockere Umherziehen in Gruppen vorerst Geschichte sind.

Das ist keine Banalität, denn es trifft Spaniens wichtigste Einnahmequelle, den Tourismus. Das Geschäftsmodell Ballermann und Fiesta wankt. Sánchez hat ersatzweise einen Umbau der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit angekündigt, er pocht auf einen europäischen Marshallplan, doch wofür die erhofften Euro-Milliarden ausgegeben werden sollen, dafür fehlt bisher jedes tragfähige Konzept.

Das wird sich auch kaum ändern, solange Regierung und Opposition derart ineinander verkeilt sind. Konservative nennen Sánchez einen "Diktator", es zeichnet sich eine politische Spaltung ab, die auch anderswo zu beobachten ist: Regeln einhalten gilt als irgendwie links, protestieren als rechts. Die nötige Diskussion darüber, wovon man künftig leben will, ersäuft in diesem Irrsinn.

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