US-Armeechef übt Kritik an Aktion mit Trump:"Ich hätte nicht dort sein sollen"

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Am 1. Juni hatte Trump von der Nationalgarde in Washington den Weg durch die Demonstranten freiräumen lassen, um für ein öffentliches Statement zur St.-John's-Kirche zu gelangen. Generalstabsschef Mark Milley (rechts) begleitete den Präsidenten dabei - was er jetzt bedauert. (Foto: AP)

Anfang Juni ließ sich US-Präsident Trump den Weg zu einer Kirche von der Nationalgarde freiräumen - für einen PR-Auftritt. Begleitet wurde er von Generalstabschef Milley. Dieser bedauert das nun.

US-Armeechef Mark Milley hat seine Anwesenheit bei einem Fototermin von US-Präsident Donald Trump nach einem höchst umstrittenen Einsatz gegen friedliche Demonstranten als "Fehler" bezeichnet. "Ich hätte nicht dort sein sollen. Meine Anwesenheit in diesem Moment und in diesem Umfeld hat eine Wahrnehmung geschaffen, dass das Militär in die Innenpolitik verwickelt ist", sagte Milley in einer am Donnerstag ausgestrahlten Videoansprache an Absolventen einer Universität der Streitkräfte.

Milley trug seine Kampfuniform, als er fotografiert wurde. Nun räumte er ein, dass es falsch gewesen sei, Trump begleitet zu haben. Seine "Präsenz in diesem Moment und in diesem Umfeld" habe den Eindruck vermittelt, als ob das Militär sich in die Innenpolitik einmische. "Als bevollmächtigter uniformierter Offizier war es ein Fehler, aus dem ich gelernt habe, und ich hoffe aufrichtig, dass wir alle daraus lernen können."

Trumps Regierung hatte Anfang Juni eine Demonstration vor dem Weißen Haus gewaltsam auflösen lassen, damit der Präsident vor einer Kirche an dem Platz mit einer Bibel für Kameras posieren konnte. Dabei war unter anderem Militärpolizei zum Einsatz gekommen. Das Vorgehen sorgte für scharfe Kritik. Milley hatte wenig später in Tarnuniform wie in einem Kriegsgebiet die leeren Straßen der Hauptstadt inspiziert. Wegen des Einsatzes mit Tränengas und Gummigeschossen läuft auch eine Klage einer Bürgerrechtsorganisation gegen die Regierung.

Mit seiner öffentlichen Reue geht Milley das Risiko ein, den Zorn des Präsidenten auf sich zu ziehen. Dieser ist dafür bekannt, äußerst dünnhäutig auf jegliche Kritik an seinen Aktionen zu reagieren. Überhaupt ist das Verhältnis zwischen der Pentagonführung und dem Weißen Haus nach wie vor gespannt. Hintergrund ist Trumps kürzliche Drohung, Truppen zur Eindämmung von Unruhen nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd in betroffene Städte zu schicken.

Trump hatte kurz zuvor am Donnerstag die Arbeit der Sicherheitskräfte während der Proteste rund ums Weiße Haus gelobt. "Unsere großartigen Truppen der Nationalgarde, die sich um die Gegend um das Weiße Haus kümmerten, konnten kaum glauben, wie einfach es war", schrieb Trump am Donnerstag auf Twitter. "Demonstranten, Agitatoren, Anarchisten (ANTIFA) und Andere" seien von der Nationalgarde, der Polizei und dem Secret Service in Schach gehalten worden.

© SZ.de/AP/dpa/stein - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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