Mordfall Daphne Caruana Galizia:Maltas Justiz ermittelt gegen früheren Polizeichef

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Lawrence Cutajar war von seinem Posten als Polizeichef zurückgetreten, nachdem der öffentliche Druck auf ihn gewachsen war. Nun wird auch gegen ihn ermittelt. (Foto: REUTERS)

Lawrence Cutajar soll einem Verdächtigen im Fall der getöteten Journalistin Daphne Caruana Galizia Hinweise über laufende Geldwäsche-Ermittlungen gegeben haben.

In Malta hat die Justiz im Zusammenhang mit dem Mord an der Enthüllungsjournalistin Daphne Caruana Galizia offiziell Ermittlungen gegen den früheren Polizeichef des Landes eingeleitet. Zuvor waren Vorwürfe laut geworden, Lawrence Cutajar habe einem mutmaßlichen Mittelsmann in dem Fall Informationen über laufende Ermittlungen gegeben, wie unter anderem die Times of Malta berichtet.

Ein Geschäftsfreund des Hauptangeklagten Yorgen Fenech, der als mutmaßlicher Drahtzieher des Attentats gilt, hatte demnach bei einer neun Stunden dauernden Anhörung am Montag ausgesagt, Ex-Polizeichef Cutajar habe dem Mittelsmann Melvin Theuma Informationen zu Ermittlungen gegen ihn gegeben.

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Das sagte ein Mittelsmann des Mordes vor Gericht aus. Demnach soll das Geld von Chris Cardona, dem ehemaligen Wirtschaftsminister, gekommen sein.

Erste Hinweise auf diese Verbindung hatten sich dem Blatt zufolge kürzlich ergeben, als Europol auf dem Computer Theumas bislang unbekannte Tonaufnahmen entdeckte. Auf diesen erzählte Theuma selber einer dritten Partei, der frühere Polizeichef habe sich mit einer ihm vertrauten Person getroffen.

Der Taxifahrer Theuma hatte den Angeklagten Fenech bei einer Aussage im Dezember 2019 schwer belastet. Er sagte aus, Fenech habe ihn im Frühjahr 2017 beauftragt, Berufskriminelle zu kontaktieren, weil er Daphne Caruana Galizia töten lassen wolle.

Der Mord brachte auch die frühere Regierung unter Druck

Lawrence Cutajar war im Januar von seinem Posten als Polizeichef zurückgetreten. Er stand in der Kritik, Korruptionsvorwürfe gegen Regierungsvertreter nicht verfolgt zu haben. Der Fall hatte zudem eine Regierungskrise ausgelöst. Regierungschef Joseph Muscat war Anfang des Jahres zurückgetreten, nachdem im Zusammenhang mit dem Mord auch schwere Vorwürfe gegen seinen früheren Stabschef erhoben worden waren. Auch gegen den früheren Wirtschaftsminister Chris Cardona werden massive Vorwürfe erhoben. Er wies unter der Woche Forderungen zurück, als stellvertretender Vorsitzender der regierierenden Labour Partei zurückzutreten.

Die Investigativjournalistin Daphne Caruana Galizia, die über Korruption und Geldwäsche auf Malta berichtet hatte, war im Oktober 2017 mit einer Autobombe in die Luft gesprengt worden. Außer Yorgen Fenech sind drei weitere Männer in dem Fall angeklagt. Sie werden beschuldigt, den Mord verübt zu haben.

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