Himalaja:Drei indische Soldaten kommen bei Konflikt mit Chinas Militär ums Leben

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Der Salzsee Pangong Tso an der indisch-chinesischen Grenze in Ladakh (Archivbild) (Foto: Channi Anand/AP)

Der Vorfall ereignete sich in der umstrittenen Grenzregion Ladakh. Zwischen den beiden Nuklearmächten mit den größten Bevölkerungen der Welt gibt es zurzeit verstärkte Spannungen.

Bei einem Zusammenstoß mit chinesischen Truppen sind in der Grenzregion Ladakh im Himalaja drei indische Soldaten ums Leben gekommen. Der Vorfall habe sich Montagnacht ereignet, hieß es von Seiten der indischen Armee. "Hochrangige Militäroffizielle beider Seiten treffen sich, um die Situation zu entschärfen." Bei dem Konflikt an der umstrittenen Grenze zwischen den beiden Staaten im Galwan-Tal, mehr als 100 Kilometer vom Salzsee Pangong Tso entfernt, habe es auf beiden Seiten Opfer gegeben, meldet das indische Militär. India Today und The Times of India berichten ausführlich. Wie viele Soldaten auf chinesischer Seite ums Leben kamen, ist nicht bekannt.

China rief Indien nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters dazu auf, keine unilateralen Aktionen zu unternehmen oder Probleme zu verursachen. Es kursieren widersprüchliche Angaben dazu, auf welche Art die Soldaten ums Leben kamen. Unklar ist, ob Schusswaffen benutzt wurden.

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Seit 1975 ist kein Soldat mehr entlang der Grenze der beiden Staaten gefallen. Doch nun ist der Konflikt um ein umstrittenes Gebiet neu entfacht. Der Grund für das Problem liegt auch in der Kolonialgeschichte der Region.

Von Arne Perras, Singapur, und Lea Deuber

Ein Sprecher des Pekinger Außenministeriums sagte, China habe wegen des Vorfalls heftig protestiert, fühle sich aber gleichwohl verpflichtet, "Frieden und Ruhe" an der umstrittenen Grenze zu bewahren. "Was aber schockierend ist, dass am 15. Juni indische Soldaten ernsthaft den Konsens auf beiden Seiten verletzten, zwei Mal illegal die Grenze überschritten und provokative Angriffe auf chinesisches Personal verübten, was zu ernsthaften physischen Konflikten zwischen den beiden Grenztruppen führte", sagte der Sprecher.

An der umstrittenenen Grenze zwischen den beiden Staaten gibt es zurzeit verstärkt Spannungen. Bei jüngsten Zwischenfällen zwischen Truppen beider Seiten hatte es mehrere Verletzte gegeben. In der Region gibt es seit mehr als einem Monat Auseinandersetzungen zwischen Soldaten der beiden Nuklearmächte mit den größten Bevölkerungen der Welt, unterstützt von gepanzerten Fahrzeugen und Artillerie. Offiziere und Diplomaten haben sich wiederholt getroffen, um die Lage zu beruhigen, aber keinen Durchbruch erzielt.

Die Grenze liegt in 4000 Metern Höhe in Ladakh, einem Hochplateau, das Indien lange Zeit als Teil Kaschmirs beanspruchte, dann aber 2019 in ein sogenanntes Unionsterritorium umwandelte, das seither direkt von Delhi verwaltet wird.

China kontrolliert östlich von Ladakh das Gebiet Aksai Chin, auch dieses Territorium, am Westrand Tibets, gehört nach der Lesart in Delhi zu Indien. Der Grenzverlauf ist nicht nur hier, sondern an vielen Punkten im Himalaja umstritten, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass die frühere Kolonialmacht Großbritannien unklare Verhältnisse in der Region hinterließ. Den von beiden Seiten momentan tolerierten Verlauf der Grenze bezeichnet man als die Line of Actual Control.

Aus indischen Regierungs- und Sicherheitskreisen kursierte vergangene Woche dieses anonyme Zitat: "Chinas Strategie, militärischen Druck auf Indien auszuüben, wird nicht funktionieren." Chinas Staatschef Xi Jinping wiederum sagte, sein Land werde die Bereitschaft zum bewaffneten Kampf erhöhen, ohne allerdings explizit die Spannungen im Himalaja zu benennen.

China und Indien hatten 1962 einen kurzen Krieg um ihre Grenze im Himalaja geführt, den China gewann. Seither gibt es immer wieder Zwischenfälle. Der Grenzverlauf ist nach wie vor nicht geklärt. Seit 1975 ist kein Soldat mehr entlang der Grenze der beiden Staaten getötet worden. Auch US-Präsident Donald Trump hatte kürzlich angeboten, in dem Konflikt zu vermitteln, was die beiden Länder nicht wollten.

© SZ/AP/dpa/Reuters/saul - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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