Energiewende:Neuer Anlauf für Geothermie im Unterbrunner Holz

Energiewende: Um die Energie des heißen Wassers in der Tiefe zu erschließen, muss im Unterbrunner Holz ein Bohrturm wie in Attenhausen bei Icking errichtet werden.

Um die Energie des heißen Wassers in der Tiefe zu erschließen, muss im Unterbrunner Holz ein Bohrturm wie in Attenhausen bei Icking errichtet werden.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Asto-Geschäftsführer Bernd Schulte-Middelich will möglichst bald heißes Wasser aus der Tiefe pumpen, um Gauting und Gilching mit Erdwärme zu versorgen.

Von Michael Berzl

Heißes Wasser aus der Tiefe soll einmal Wärme in Wohnhäuser und Betriebe in Teilen von Gauting und Gilching bringen. Seit Jahren bereitet ein Konsortium unter der Federführung der Asto-Gruppe von Bernd Schulte-Middelich die Geothermie-Versorgung vor. "Ich dachte eigentlich, dass wir schon weiter sind, dass die Bohrungen schon gemacht sind", bemerkte Anne Franke von den Grünen, als sich der Gautinger Gemeinderat nach langer Pause am Dienstag wieder einmal mit dem Thema befasste. Mit diesem Eindruck ist sie nicht allein. Tatsächlich war von dem Großprojekt lange nichts mehr zu hören; doch nun soll es voran gehen. "Wir wollen loslegen. Wir sind startklar", sagte Asto-Chef Schulte-Middelich in der Sitzung. Vor zwei Jahren hatte er angekündigt: "In der Wintersaison 2020 wollen wir anfangen". Daraus wurde nichts.

Heuer noch soll mit potenziellen Abnehmern für die Wärme verhandelt werden, im nächsten Jahr will der Asto-Chef den Antrag für eine Bohrung im Unterbrunner Holz stellen. Diese Aufgabe soll eine eigene Gesellschaft übernehmen, die noch gegründet werden müsste. Außerdem soll ein weiterer Partner gefunden werden, der das Leitungsnetz baut. Im Herbst könnte nach seinen Worten "möglicherweise" eine öffentliche Veranstaltung zu dem Thema stattfinden.

Das Gautinger Rathaus will sich währenddessen personell rüsten. In der Juli-Sitzung soll es darum gehen, ob die Stelle eines Geothermie-Koordinators geschaffen wird. Zuvor wollen sich die Kommunalpolitiker eine Anlage in Pullach anschauen und sich dort über organisatorische und technische Details informieren. Der Gautinger Wirtschaftsförderer Fabian Kühnel-Widmann sprach von einem "Leuchtturmprojekt" für die Gemeinde, von einer "einmaligen Chance".

Der Bohrturm soll einmal bei dem geplanten Gewerbegebiet mitten im Unterbrunner Holz stehen. Eine Fläche von etwa 9000 Quadratmetern wird dazu zunächst benötigt. Bis in eine Tiefe von 3000 Metern sollen dann Rohre führen, um das mehr als 100 Grad Celsius heiße Wasser nach oben zu pumpen und per Wärmetauscher die Energie aus der Tiefe zum Heizen nutzbar zu machen. Den sogenannten Claim, also die Bergrechte, hat das Wirtschaftsministerium vor zwei Jahren an das Betreiberkonsortium vergeben. Dazu habe er eine Bürgschaft in Höhe von 15 Millionen Euro hinterlegen müssen, berichtete Schulte-Middelich. Das 53 Quadratkilometer große Gebiet erstreckt sich vom Norden Gilchings bis hinunter nach Oberbrunn. Der Gautinger Ortsbereich gehört nicht dazu, sondern liegt im Umgriff eines Claims, der einmal Germering gehörte, aber inzwischen zurückgegeben wurde. Zu dem Konsortium, das die Erdwärme erschließen will, gehören außer der Asto-Gruppe auch die Firmen Silenos Energy, Erdwerk und das österreichische Unternehmen Strabag.

Deutlich wurde auch, das die Geothermie-Versorgung wohl in enger Kooperation der Nachbargemeinden entsteht, die zugleich wegen des geplanten Gewerbegebiets im Wald zerstritten sind. Die Gautinger wollen dort Firmen ansiedeln, die Gilchinger lehnen das größtenteils ab. Für eine interkommunale Zusammenarbeit, die sich nun abzeichnet, gibt es laut Schulte-Middelich eine spezielle Förderung.

Zudem ist Gilching in der Lage, den Gautingern in Sachen Erdwärme Nachhilfe zu geben. Der ehemalige Umweltbeauftragte Jan Haas, der nun als Projektleiter bei dem Gemeindewerken für das Thema zuständig ist, hat erläutert, was seit den ersten Untersuchungen vor zwölf Jahren geschehen ist, wie Gilching die Arbeitsbereiche Vermarktung, Planung, Kommunikation, Bau und Betrieb aufgeteilt hat, welche personelle Ausstattung dafür nötig ist. Haas betonte: "Es braucht jemanden, der den Hut aufhat in der Gemeindeverwaltung", also jemanden, der dafür eingestellt wird, sich um das Thema Fernwärme zu kümmern. "Wir sind neidisch, wie weit die Gilchinger schon sind", sagte Kühnel-Widmann.

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