RB Leipzig ohne Timo Werner:Die Nervosität kehrt zurück

RB Leipzig ohne Timo Werner: Timo Werner: Stürmt bald für Chelsea

Timo Werner: Stürmt bald für Chelsea

(Foto: AFP)

Leipzig verliert Timo Werner an den FC Chelsea und muss bereits beim Champions-League-Turnier auf ihn verzichten. Der nächste Königsklassen-Start gerät für RB derweil in Gefahr.

Von Javier Cáceres, Leipzig

Am Donnerstagvormittag waren die Leipziger um diverse Klarheiten und rund 50 Millionen Euro reicher - und die Bundesliga um eine Attraktion ärmer. Was seit Tagen als gesichert galt, wurde fixiert: Nationalstürmer Timo Werner wechselt für 52 Millionen Euro zum Premier-League-Klub FC Chelsea.

Werner, 24, unterzeichnete einen Fünfjahresvertrag, der ihm etwa zehn Millionen Euro Jahresgehalt garantieren soll. "Für mich war klar, dass mein nächster Schritt ins Ausland gehen wird", ließ der noch im Vorjahr mit dem FC Bayern in Verbindung gebrachte Werner ausrichten. Es sei eine Entscheidung "für meinen Traum, einmal in der Premier League - der stärksten Liga der Welt - zu spielen". Und vielleicht auch, um noch bekannter zu werden: "Werner? Ist das der aus Leverkusen?", fragte just am Donnerstag Ronaldo, der brasilianische Weltmeister von 2002, bei einer Pressekonferenz in Madrid.

Um die Vorbereitung mit Chelsea nicht zu verpassen, verzichtet Werner auf eine Teilnahme mit Leipzig am Champions-League-Viertelfinale im August in Lissabon. Das Regelwerk hätte sein Mitspielen erlaubt, aber er will erst in der neuen Saison wieder in der Königsklasse angreifen. Chelseas Chancen für die Qualifikation stehen gut als aktueller Tabellenvierter. Es könnte dort auch bald zu einem Duell mit Leipzig kommen. Vorausgesetzt, RB verhindert das Kunststück, als Herbstmeister noch aus den "Top vier" der Liga zu fliegen.

Die Tore entfalten nur sterile Schönheit

Letztmals passierte dies in der Saison 2008/09 dem ehemaligen Arbeitgeber von Trainer Julian Nagelsmann, der TSG Hoffenheim. Dass solch eine Vergleichsgröße jetzt herangezogen werden muss, sagt vieles über die Leipziger Rückrunde. Am Mittwoch vergeigte RB gegen Fortuna Düsseldorf eine 2:0-Führung - und sammelte stattdessen das achte Unentschieden der Halbserie ein. Seit Ende der Coronapause gab es keinen Heimsieg, der bislang letzte Triumph auf eigenem Grund, 3:0 gegen Bremen, datiert vom Februar. "Demnächst sollten wir mal wieder zu Hause gewinnen", sagte Nagelsmann.

Die laufende Saison hält aber nur noch eine Chance parat: am Samstag gegen Borussia Dortmund, am vorletzten Spieltag, der für Leipzig beinahe Finalcharakter bekommen hat. Auch die exzellenten Winkelschlenzer von Kevin Kampl (60.) und Werner (63.) gegen Düsseldorf, die in keinem Sonderspielbetriebs-Rückblick fehlen dürfen, entfalteten nur sterile Schönheit.

Denn Steven Skrzybski (87.) und André Hoffmann (90.+2) glichen noch aus. Es gab bei Leipzig danach niemanden, der den bitteren Punktverlust nicht auf eigene Verfehlungen zurückgeführt hätte. Nagelsmann hätte sich womöglich auch auf eine Debatte darüber eingelassen, ob Werners Auswechslung eine richtige Entscheidung war. Der künftige Chelsea-Profi neigt dazu, in einem Spiel mehr als ein Tor zu schießen - in der laufenden Saison waren es in sieben Liga-Partien zwei oder drei. "Mit der Herausnahme von Werner hatten sie nicht mehr diese enorme Schnelligkeit, das hat uns geholfen, auch wieder ins Spiel reinzukommen", rieb Fortuna-Coach Uwe Rösler seinem Kollegen unter die Nase. Doch am schlechtesten zu sprechen waren die Leipziger auf den Schiedsrichter - vor allem, weil das Scheitern am Schluss einen Prolog hatte, der nach Ansicht von Kampl und Nagelsmann von "klaren Fehlentscheidungen" geprägt war.

Schon zu Beginn der Partie hatte RB einen ausgebliebenen Elfmeterpfiff durch Schiedsrichter Manuel Gräfe beklagt. In der 8. Minute war es im Strafraum zu einem Zweikampf zwischen Fortuna-Torwart Kastenmeier und Kampl gekommen. "Ich habe dem Schiedsrichter drei Mal gesagt: Schauen sie es sich bitte an!", berichtete Kampl, "er trifft mich in der Kniekehle und dann vielleicht den Ball." Auch Nagelsmann fand, dass "die Chronologie der Kontakte" eindeutig für Strafstoß sprach.

Leipzig braucht die Champions League für die Kaderplanung

Die Vorgeschichte zum 2:1 war dann ein Zweikampf zwischen Kenan Karaman und Dayot Upamecano, Karaman stieß den Leipziger Abwehrkoloss, er fiel. Dass Upamecano sich übertrieben wälzte, war das eine. Doch nur so konnte die Szene entstehen, an deren Ende Skrzybski den Ball ins Tor lenkte. Mit Folgen: "Wenn wir das 2:1 nicht kriegen, gewinnen wir", sagte Nagelsmann. Die Leipziger teilen sich mit insgesamt 12 Unentschieden nun den offiziösen Titel "Remiskönig" mit Schalke 04.

Noch hat Leipzig als Tabellendritter die beste Ausgangsposition im Dreikampf mit Leverkusen (3:1 gegen Köln) und Gladbach um zwei verbleibende Königsklassenplätze. Aber vor den letzten Spielen gegen Dortmund und bei den fast geretteten Augsburgern ist die Qualifikation nun "wieder mit viel Druck verbunden", ärgerte sich Nagelsmann. Zumal Dortmund sich vermutlich in der Pflicht sieht, Reparationen für den Auftritt gegen Mainz (0:2) zu leisten.

"Wir werden unser Ziel Champions League erreichen", sagte Leipzigs Manager Krösche. Das ist auch nötig. Leipzig kann zwar neben dem 100-Millionen-Schuldenerlass durch Red Bull Rekordtransfererlöse verkünden: Die Abgänge von Keita (Liverpool), Cunha (Hertha), Demme (Neapel) und Werner haben seit 2019 rund 140 Millionen Euro in die Kassen gespült. Dazu kommt eine verpflichtende 21-Millionen-Ablöse für den an Leeds United verliehenen Stürmer Jean-Kévin Augustin, die im Falle eines Aufstiegs des Zweitliga-Spitzenreiters Leeds greift. Aber durch das Startgeld der Champions League würde Leipzig lockerer in die Brieftasche greifen können, um Werner zu ersetzen, im Gespräch ist Milot Rashica von Werder Bremen.

Ohne Champions-League-Qualifikation sei die Kaderqualität schwer zu halten, sagte Nagelsmann zuletzt. Es geht ja auch ums eigene Personal. Dass etwa der von Topklubs umgarnte Verteidiger Upamecano ohne Königsklasse bei RB bliebe, ist zu bezweifeln. Upamecano sei "ein sehr wichtiger Spieler. Wir wollen ihn gern behalten, ist ja klar", sagte Krösche. Bei der Frage, ob er Upamecanos Weggang ausschließen könne, umschiffte er ein klares Ja: "Wir werden sehen, wie sich das entwickelt."

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