Erinnerung:Trauern wie die Kelten

Alexander Daxenberger

Alexander Daxenberger arbeitet als Trauerbegleiter für die Caritas. Neben den Sonnenfesten organisiert er unter anderem Ahnenlichterfeste für kleine Gruppen von Trauernden.

(Foto: privat)

Alexander Daxenberger bietet Sonnenfeste und andere jahreszeitliche Rituale für Angehörige von Verstorbenen an

Von Claudia Wessel, Unterföhring/Oberhaching

Zwei "Sonnenfeste für Verstorbene" wird der Trauerbegleiter der Caritas, Alexander Daxenberger, in dieser Woche mit jeweils fünf Personen feiern. Anlass ist die Sommersonnenwende am vergangenen Wochenende. Seither werden die Tage wieder kürzer, die Nächte dafür länger. Die Sonnenfeste aber sollen dafür sorgen, dass die Erinnerung an die wärmenden und wohltuenden Strahlen noch lange in den Teilnehmern erhalten bleibt.

Bei schönem Wetter werden sich die Trauernden jeweils unter freiem Himmel versammeln, am Mittwoch, 24. Juni, von 17 Uhr an in Unterföhring bei der Caritas, Münchner Straße 113, am Samstag, 27. Juni, von 19 Uhr an in Oberhaching am Zentrum für Ambulante Hospiz- und Palliativversorgung, Innerer Stockweg 6. Mittelpunkt für die Rituale an beiden Terminen ist jeweils eine Feuerschale. In die Flammen, die darin züngeln, darf jeder Trauernde ein Stück Holz hineinwerfen. In diesem Falle aber nicht, um etwas zu verbrennen oder im übertragenen Sinne loszuwerden, wie man glauben könnte, sondern um dazu beizutragen, dass das Licht des Feuers hoch und weithin leuchtet.

Denn das ist das, was Trauerbegleiter Alexander Daxenberger bei diesen Treffen vermitteln möchte: Die Trauernden sollen versuchen, die Kraft, die sie in der warmen Jahreszeit gesammelt haben und noch weiter sammeln werden, ganz bewusst in sich zu bewahren. Auch bis in den dunkleren Winter hinein.

Die kleine Gruppe wird sich, natürlich im gebotenen Abstand, auf Bierbänken oder Stühlen, dann um das Feuer herum setzen und die Dämmerung abwarten. Dabei darf gesprochen werden, muss aber nicht. Alle Dinge, die gesagt werden, seien hier in einem schützenden Raum aufgehoben, versichert Daxenberger. Er weiß aus Erfahrung, dass manche Trauernde ihre eigene Art des Umgangs mit dem Tod eines Angehörigen oder Freundes selbst merkwürdig finden. Doch das sei sie auf keinen Fall, sagt Daxenberger. "Jeder hat seine eigene Art zu trauern." Manche reden mit dem Grabstein, andere haben das Gefühl, der Tote sei noch im Raum - es gibt viele vielleicht auf den ersten Blick ungewöhnliche Wahrnehmungen und Verhaltensweisen.

Egal wie lange der Trauerfall her ist, alle sind willkommen. Nur eine Ausnahme bittet Alexander Daxenberger zu berücksichtigen: "Allzu frische Fälle, also vor drei Tagen bis zu drei Wochen erlebte Verluste, sind nicht für die Gruppe geeignet." Denn die Trauer sei "harte Arbeit", sagt Alexander Daxenberger, und die Sonnenfeste sicher keine leichten, lockeren Veranstaltungen.

Wer kommen möchte, muss sich unter Telefon 089/61 39 71 70 bis zu fünf Tagen vor den Terminen anmelden. Die Teilnahme ist kostenlos, kleine Spenden sind willkommen. Für diese Woche könnte es also knapp werden mit der Teilnahme. Aber viele weitere, jeweils an die Jahreszeit angepasste und oftmals auf keltische Rituale zurückgreifende Trauertermine bietet Alexander Daxenberger an. Einige der nächsten sind etwa ein Abend über das Träumen vom Verstorbenen, ein "Leichenschmaus" mit Grillen und ein Ahnenlichterfest. Mehr unter www.hospiz-und-palliativ-zentrum.de.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: