Glyphosat:Etappensieg für Bayer

Bayer Werk in Leverkusen

Nach der Monsanto-Übernahme ist die Klageflut gegen Bayer wegen Gesundheitsschäden durch Glyphosat zuletzt nochmals gestiegen.

(Foto: Oliver Berg/dpa)

Einigung mit den Glyphosat-Klägern in den USA rückt immer näher.

Die Zeichen für einen milliardenschweren Vergleich zwischen dem Pharma- und Agrochemie-Konzern Bayer und Tausenden von Klägern in den USA, die das Pestizid Glyphosat für ihre Leiden verantwortlich machen, mehren sich. Bereits Ende Mai hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, man habe mündliche Absprachen getroffen. Bayer bestätigte damals Fortschritte bei den Mediationsgesprächen unter Führung des US-Anwalts Ken Feinberg. Sie laufen seit Monaten. Nun berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf Verhandlungskreise, der Vergleich sei festgezurrt. Die Höhe des Zahlungen soll bei acht bis zehn Milliarden Dollar liegen. Über diese Größenordnung wird seit Wochen spekuliert. Eine unterschriftsreife Einigung liege vor, so die Zeitung, über sie müsse der Aufsichtsrat des Leverkusener Konzerns noch beraten und abstimmen. Das solle in den kommenden Tagen erfolgen, noch in dieser Woche sei die Verkündung geplant. Es handele sich um eine landesweite Einigung.

Bayer wollte am Dienstag zu den Marktgerüchten keine Stellung nehmen. Auch Perry Weitz von Weitz & Luxenberg, eine der führenden Klägerkanzleien in dem Rechtsstreit, äußerte sich nicht.

Die Aktie von Bayer legte am Dienstag in der Spitze um gut sieben Prozent auf 73,63 Euro zu und schloss mit 72,60 Euro. Am Nachmittag kostete das Papier knapp 73 Euro. Die Klagewelle in den USA hatte sich Bayer mit dem Kauf des Glyphosat-Herstellers Monsanto für 63 Milliarden Dollar im Jahr 2018 eingehandelt. Bis Mitte April 2020 wurden dem Unternehmen nach eigenen Angaben in den USA etwa 52 500 Klagen eingereicht.

Am Montag hatte der Konzern ein Verfahren in Sacramento gewonnen. Ein Bundesrichter entschied, dass der deutsche Konzern im US-Bundesstaat Kalifornien doch nicht auf mögliche Krebsrisiken des glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup hinweisen muss. Bayer und andere an der Klage beteiligte Unternehmen müssten einer entsprechenden Auflage des Bundesstaates nicht nachkommen, so der Richter.

Hintergrund der Forderung Kaliforniens war, dass die WHO-Krebsforschungsagentur IARC den Unkrautvernichter 2015 - im Gegensatz zu anderen Behörden - als "wahrscheinlich krebserregend" für Menschen eingestuft hatte. Bayer widerspricht dem und betont, dass die Produkte bei vorschriftsgemäßer Anwendung ungefährlich seien. Richter William Shubb sah dies genauso. Das 2018 von Bayer übernommene US-Unternehmen Monsanto und ein Bündnis weiterer Saatguthersteller hatten bereits vor über zwei Jahren bei Gericht eine einstweilige Verfügung gegen die Vorschrift erwirkt. Jetzt stufte Richter Shubb die Anordnung Kaliforniens als illegal ein, dadurch kommen die Konzerne wohl um Warnlabels herum.

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