Brose Bamberg:Wenig Geduld

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Nach nur einem Jahr bei Brose Bamberg wieder entlassen: Roel Moors, 41, der zuvor vier Jahre lang als Übungsleiter beim belgischen Erstligisten Antwerp Giants tätig war. (Foto: imago)

Bambergs Basketballer trennen sich nach nur einem Jahr von Trainer Roel Moors und wollen die Pläne aus dem vergangenen Jahr offenbar nicht fortführen - damals hatte man sich mehr Zeit für die Entwicklung lassen wollen.

Von Felix Haselsteiner

Fast genau vor einem Jahr, am 20. Juni 2019, teilte der Basketball-Bundesligist Brose Bamberg mit, man wolle in Franken die Zukunft einläuten, ein Paradigmenwechsel stehe bevor: "Brose Bamberg möchte sich neu aufstellen. (...) Für dieses mittelfristige Projekt haben wir nach einem Trainer gesucht, der in dieses Profil passt. Nachdem wir einige Kandidaten in Bamberg vor Ort hatten, haben sich Aufsichtsrat, Geschäftsführung und ich für Roel Moors entschieden", versprach der seinerzeit ebenfalls neue Sportdirektor Leo De Rycke. Moors, wie De Rycke Belgier, kam damals mit der Referenz eines vierjährigen Trainerengagements bei den Antwerpen Giants aus der wenig bekannten belgischen Liga. Moors war keiner, der mit großen Erfolgen oder Titeln auffällig geworden war, darum ging es auch nicht: In Bamberg sollte etwas aufgebaut werden, in Ruhe, mit Talenten, mit Geduld, Vorbild war Antwerpen, das die Bamberger kurz vorher im Final-Four der Champions League düpiert hatte. Mit weitgehend unbekannten Spielern, und diesem Trainer, der einen Vertrag bis 2021 bekam.

Ein Jahr und drei Tage später meldet sich Leo De Rycke wieder zu Wort, um die Entlassung von Moors bekannt zu geben. "Leider verlief die Zusammenarbeit in der abgelaufenen Saison nicht so, wie wir sie uns erhofft haben. Dementsprechend waren auch die Ergebnisse nicht befriedigend", teilte De Rycke mit. Ganz so viel Geduld hat man in Bamberg dann doch wieder nicht. Auch wenn man sich immerhin einig ist: wie die Verpflichtung wurde auch die Entlassung Moors "einstimmig zwischen Aufsichtsrat, Geschäftsführung und Sportdirektor" beschlossen.

Das hinterlässt nun den Eindruck, als ob man in Bamberg nicht so genau weiß, wo die Reise hingehen soll. Denn eigentlich entsprach die Saison in gewisser Weise dem neuen Motto des langsamen Aufbaus. Bamberg zahlte den Preis für den Umbruch, etwa bei 70:107-Niederlage gegen Alba Berlin Anfang März. An besseren Tagen jedoch schlug sich die deutlich verjüngte Mannschaft jedoch richtig gut, am treffendsten beschreibt man die Bamberger Leistungen während der Saison wohl als "stark schwankend". Wie beim letzten Saisonauftritt beim Finalturnier in München, wo im Viertelfinale gegen den Mitfavoriten aus Oldenburg zwar Schluss war, aber gegen Vechta überzeugend gewonnen wurde. Der Titel, und das sollte ja eigentlich das Credo der Saison sein, war auch nicht der Anspruch.

Dass das Wirken von Moors nach nur einer Saison als gescheitert eingestuft wird, widerspricht dem prognostizierten Neuaufbau jenseits aller branchenüblichen Hektik, belegt vielmehr, dass nach dem Weggang des langjährigen Erfolgstrainers Andrea Trinchieri Anfang 2018 keine Konstanz auf dem Chefposten herrscht. Moors war der vierte Trainer, der seither entlassen wurde. Innerhalb der nächsten zwei Wochen soll der neue Coach präsentiert werden.

© SZ vom 24.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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