Finanzskandal in Eichstätt:Ermittlungen gegen Bischof eingestellt

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Nach einem Skandal um riskante Immobiliengeschäfte in den USA hat das Bistum Eichstätt weitere Rückzahlungen erhalten. (Foto: dpa)

Es seien keine belastbaren Tatvorwürfe gefunden worden, so die Staatsanwaltschaft. Von den 60 Millionen Dollar, die die Diözese in riskante Geschäfte in den USA investiert hat, sind inzwischen fast ein Drittel zurückgeflossen.

Die auf Wirtschaftskriminalität spezialisierte Staatsanwaltschaft München II hat ihre Vorermittlungen gegen den katholischen Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke im Finanzskandal des bayerischen Bistums eingestellt. "Es wurden keine belastbaren Tatvorwürfe gefunden", sagte die stellvertretende Pressesprecherin der Behörde, Staatsanwältin Karin Jung, der "Augsburger Allgemeinen" und bestätigte die Einstellungen der Vorermittlungen gegen den Bischof. Die Staatsanwaltschaft ermittle jedoch nach wie vor unter anderem gegen den früheren stellvertretenden Finanzdirektor des Bistums Eichstätt und dessen Geschäftspartner in den USA wegen des Verdachts auf Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr. "Wann Anklage erhoben wird, lässt sich nicht sagen", sagte Staatsanwältin Jung der Zeitung weiter. Weiterhin stünden noch Rechtshilfe-Ergebnisse aus den USA aus.

Gegen Bischof Hanke war im Zuge des 2018 bekannt gewordenen Finanzskandals eine anonyme Strafanzeige eingegangen. Er wurde daraufhin zusammen mit vier weiteren Personen als Beschuldigter geführt. Bei dem Skandal geht es um dubiose Immobiliengeschäfte in den USA mit einem Gesamtvolumen von rund 60 Millionen US-Dollar an ungesicherten Darlehen. Gegen Hanke waren damals Rücktrittsforderungen unter anderem von der Reformbewegung "Wir sind Kirche" und von Kirchenrechtsprofessor Thomas Schüller von der Universität Münster erhoben erhoben worden.

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Offenbar vergab ein Mitarbeiter der Diözese Eichstätt bis zu 60 Millionen Dollar als Darlehen an dubiose amerikanische Firmen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, zwei Beschuldigte sitzen in Haft.

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Im vergangenen Jahr war ein unabhängiger Prüfbericht vorgestellt worden, das von einem langjährigen "System Eichstätt" sprach, der zum Finanzskandal im Bistum Eichstätt und dem verlustreichen US-Immobiliengeschäft geführt haben soll. Demzufolge habe der frühere Finanzdirektor und Domdekan 31 Kreditverträge in Gesamthöhe von 60 Millionen US-Dollar unterschrieben. Moniert wurden auch eine Luxusreise des Finanzdirektors und seines Stellvertreters nach Manila für geschätzt 20.000 Euro.

Inzwischen seien 18 Millionen der damals investierten 60 Millionen Euro zurückgeflossen, sagte Finanzchef Florian Bohn am Mittwoch in seiner Vorstellung der Bilanz des Jahres 2019. Das Bistum Eichstätt stelle sich auch unabhängig von dem Skandal auf finanziell schwierige Zeiten ein. Man habe schon vor der Corona-Krise mit einem Minus in diesem Haushaltsjahr gerechnet, sagte Bohn. Das werde sich nun "massiv verschärfen". Zunächst war man in Eichstätt von einer Finanzlücke von 4,7 Millionen Euro ausgegangen. Man habe nun aber bereits geplante Sparmaßnahmen "noch einmal signifikant erweitert", erklärte Bohn. Das Bistum Eichstätt habe einen Einstellungsstopp verhängt. Die Lage mache es nötig, Schwerpunkte zu setzen und neu zu gewichten, sagte Generalvikar Michael Huber. Er versicherte aber, "alles muss der Seelsorge dienen".

Im vergangenen Haushaltsjahr schloss die Diözese mit einem Überschuss von 1,6 Millionen ab. Zu den Einnahmen von 189 Millionen Euro trug die Kirchensteuer 126 Millionen bei. Das waren wegen eines Finanzausgleichs der Diözesen zehn Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Über die Hälfte der Einnahmen (55 Prozent) fließen laut Bilanz in Löhne und Gehälter.

Das Bistum hat sich im vergangenen Jahr neue Anlagerichtlinien gegeben und investiert Geld nun nach überprüfbaren ethischen, sozialen und umweltbezogenen Kritieren, wie Bohn mitteilte. Alle Finanzgeschäfte habe man von einem Institut für nachhaltige Kapitalanlagen überprüfen lassen und die notwendigen Zertifizierungen erhalten.

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