Mobilität:Busfahrer hinter Plexiglas

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In Hamburger Bussen sind bereits Trennscheiben eingebaut worden. Ein kleine Öffnung ermöglicht dort den Verkauf von Fahrkarten. (Foto: Jonas Klüter/dpa)

Um das Personal auf den MVV-Linien im Landkreis zu schützen und trotzdem wieder Fahrkarten anbieten zu können, werden Trennscheiben eingebaut

Von Stefan Galler, Landkreis

Seit Mitte März dürfen bayernweit in Omnibussen keine Fahrkarten mehr direkt beim Fahrer gekauft werden. Eine Maßnahme, um den Kontakt zwischen Personal und Gästen einzuschränken und die Gefahr von Corona-Infektionen zu reduzieren. Die Verwaltung des Landkreises München hat sich nun ein Konzept überlegt, wie man dieses Verbot möglichst gefahrlos lockern und damit etwa in den MVV-Regionalbussen Einnahmeausfälle verringern kann: Dazu werden Trennscheiben zum Schutz des Personals in die Fahrzeuge eingebaut. "Das ist einerseits eine Frage der Fürsorge", sagte Landrat Christoph Göbel (CSU) im Kreisausschuss, der diese Maßnahme einstimmig absegnete. "Andererseits sind wir mit Busfahrern auch nicht massenhaft gesegnet", deshalb müsse man hier erst recht darauf achten, dass die Fahrer gesund blieben.

Bei der Umrüstung der Busse will man in mehreren Schritten vorgehen: Um möglichst schnell wieder direkte Einnahmen in den Bussen zu generieren, bauen die linienbetreibenden Unternehmen auf eigene Kosten provisorische Scheiben ein, die durch eine Prüforganisation, etwa durch den TÜV, sicherheitstechnisch abgenommen werden. Die Materialkosten belaufen sich laut Landkreisverwaltung auf maximal 300 Euro pro Fahrzeug.

Im zweiten Schritt sollen dann langfristig verwendbare Trennscheiben nachgerüstet werden - und zwar bei all jenen Linien, deren Vertragslaufzeit noch länger anhält, als die Halbwertszeit der provisorischen Scheiben beträgt. Die Gesamtkosten für derartige hochwertige Nachrüstungen werden auf etwa 3000 Euro pro Fahrzeug geschätzt. Hier will nun der Landkreis in die Bresche springen, auch um ein einheitliches Erscheinungsbild in den Bussen zu gewährleisten. Allerdings hofft man auf eine Förderung durch den Freistaat, der sich nach Informationen des Münchner Verkehrsverbundes (MVV) mit bis zu 1500 Euro an den Maßnahmen beteiligen soll. Ohne diese Unterstützung würden sich für die Nachrüstungen der MVV-Regionalbusse im Landkreis Gesamtkosten in Höhe von rund 600 000 Euro ergeben, ein kleinerer Teilbetrag für das Restjahr 2020 und jeweils etwa 180 000 Euro für die kommenden drei Jahre.

Der Kreisausschuss folgte mit seinem Beschluss auch dem Vorschlag der Verwaltung, bei künftigen Neuvergaben den Einbau von Trennscheiben verbindlich zu verlangen. Und das nicht nur zur Vermeidung von Ansteckungen, sondern auch zum Schutz des Fahrpersonals vor gewaltsamen Übergriffen. Die Sicherung der Bordkasse und die Lärmminderung in der Fahrerkabine sind laut Landkreisverwaltung ebenfalls positive Nebeneffekte einer solchen Abtrennung. Jolanta Wrobel (ÖDP) fragte nach, ob der Fahrer dann überhaupt noch mitbekäme, "was hinter ihm passiert". Landrat Göbel erwiderte, dass man sich mit dieser Thematik befasst habe: "Oben ist immer ein Spalt frei." Dieser sollte ausreichen, um alles mitzubekommen.

Da keine Einigkeit in den anderen sieben Verbundlandkreisen bezüglich der Provisorien und Nachrüstungen besteht, wird es hier nicht zu einer einheitlichen Regelung in der gesamten Region kommen. Allerdings will man auch in den anderen Landkreisen möglichst bald wieder mit den Ticketverkäufen in den Bussen beginnen und die Trennscheiben bei Neuvergaben künftig in den Ausschreibungen verbindlich einfordern.

© SZ vom 01.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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