Haar bei München:Die Spurensuche geht weiter

Bezirk unterstützt Theaterprojekt von Haarer Schulen zu NS-Verbrechen

Die Aufarbeitung der NS-Verbrechen in ihrer Gemeinde ist für Schüler der Mittelschule und des Ernst-Mach-Gymnasiums in Haar zu einem festen Bestandteil der gemeinsamen Theaterarbeit geworden. Das Projekt "Spurensuche", in dem Schüler der Ermordung von Psychiatrie-Patienten der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar nachforschen und grundlegende Fragen des Menschseins erörtern, wird fortgesetzt. 80 Aufführungen gab es mittlerweile im In- und auch im Ausland. Allein an die zehn Mal zeigten die Schüler ihr Stück im Gesellschaftshaus des heutigen Isar-Amper-Klinikums in Haar.

Der Kulturausschuss des Bezirks Oberbayern hat in seiner Sitzung am Mittwoch 5500 Euro freigemacht, damit Lehrer Thomas Ritter vom Gymnasium mit neuen Schülern das Stück wieder erarbeiten und aufführen kann. Die bisherigen Protagonisten haben ihre Abschlüsse gemacht und die Schulen verlassen. Jetzt werde man wieder an die Recherche gehen, sagt Ritter. Die Schüler werden also wieder Zeitzeugen der nationalsozialistischen "Euthanasie"-Verbrechen treffen, nach Ansatzpunkten in ihren Familien forschen und nach Hartheim nahe Linz fahren, wo in der Tötungsanstalt Patienten aus Eglfing-Haar den Tod fanden. Und die Schüler werden in Haar Tatorte erleben. Besonders bewegend, sagt Theaterchef Ritter, seien immer die Auftritte im Gesellschaftshaus der Klinik, wo man auch wieder vor Patienten spielen werde. Mit Hilfe der Bürgerstiftung Haar und des Bezirks Oberbayern ist das möglich. Bezirkstagspräsident Josef Mederer (CSU) unterstrich am Mittwoch die Bedeutung der Aufarbeitung der Verbrechen. Der Bezirk ist als Träger des Isar-Amper-Klinikums Rechtsnachfolger der Anstalt. Mederer: "Damit stehen wir in der Verantwortung."

© SZ vom 02.07.2020 / belo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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