Corona-Pandemie:Pflegekräfte fordern Bonus für alle

Lesezeit: 2 min

Am Klinikum Starnberg haben nur einige Mitarbeiter die 500-Euro-Prämie erhalten.

Von Jessica Schober, Starnberg

Carola Mörz und Nicole Peklo sind richtig wütend. Seit Monaten arbeiten die Angestellten des Klinikums Starnbergs in einer beruflichen Extremsituation, immer wieder hatten sie im Operationssaal und auf der Krankenstation Kontakt zu Patienten, die an Covid-19 erkrankt waren oder unter Verdacht standen. Doch anders als ihre Kollegen, die eine Ausbildung zum Krankenpfleger absolviert haben, bekommen sie den von Ministerpräsident Markus Söder versprochenen Pflegebonus in Höhe von 500 Euro nicht ausbezahlt. In der Absage des Gesundheitsministeriums heißt es, dass sie mit ihren Berufsgruppen nicht zum Begünstigtenkreis gehörten.

Um das Problem zu verstehen, muss man einen Blick hinter die kompliziert klingenden Berufsbezeichnungen werfen. Im Klinikum arbeiten freilich nicht nur Krankenpfleger und Ärzte. Die drei Berufsgruppen namens medizinische Fachangestellte, operationstechnische Assistenten und anästhesietechnische Assistenten machen laut Peklo "die gleichen pflegerischen Aufgaben am Patienten wie Krankenpfleger, uns fliegen da die gleichen Keime um die Ohren". Zu ihren Aufgaben gehöre es auch, Patienten zu lagern, zu intubieren oder Narkosen vorzubereiten, also unmittelbar im Patientenkontakt zu stehen und damit dem gleichen Infektionsrisiko ausgesetzt zu sein. Dennoch gehören diese Berufsgruppen des medizinisch-technischen Dienstes nach einem Beschluss des Ministerrats vom Mai nicht zum Kreis der Bonusberechtigen.

In der Absagebegründung schreibt das Ministerium den Starnberger Klinikmitarbeitern, dass sie sich vom Arbeitgeber bescheinigen lassen könnten, wenn sie nicht in ihren eigentlichen Berufen gearbeitet hätten, sondern ausnahmsweise pflegerisch tätig gewesen seien - dann hätten sie gegebenenfalls doch Anspruch auf den einmaligen Bonus. Wenn die ausgeübte Tätigkeit "der Pflege entspricht und nahe am Patienten stattfindet", dann komme der Bonus in Betracht, teilte ein Ministeriumssprecher mit. Wenn eine medizinische Fachkraft jedoch in ihrer "originären Tätigkeit eingesetzt" werde und nicht pflegerisch tätig sei, dann "scheidet der Bonus aus, auch wenn in der Klinik in gemischten Teams gearbeitet wird, die an vorderster Front gegen das Virus kämpfen".

"Das hat nichts mit der Arbeitsrealität bei uns im Klinikum zu tun", kommentiert das die Leiterin des OP-Managements am Starnberger Klinikum, Petra Woelki. "Offenbar wurde von der Politik nicht erkannt, dass es zahlreiche Berufsgruppen gibt, die in einem Krankenhaus Covid-19-Patienten pflegen." Auch die Klinikleitung zeigt sich solidarisch mit den enttäuschten Mitarbeitern: "Arbeiten im Krankenhaus ist Teamarbeit und wir finden es nicht in Ordnung, dass einige Berufsgruppen von der Bonuszahlung ausgeschlossen werden", sagt Geschäftsführer Heiner Kelbel.

Carola Mörz und Nicole Peklo sind verärgert, dass sie nun selbst den Nachweis führen sollen, dass sie doch anspruchsberechtigt sein könnten - zumal die Antragsfrist dafür inzwischen abgelaufen ist. Peklo sagt: "Nach dieser Richtlinie sind wir im medizinisch-technischen Dienst bloß der Fußabtreter des Krankenhauses." Ihre Kollegin Mörz fügt hinzu: "Dieses Applaudieren und Klatschen der Menschen während der Anfangszeit der Corona-Pandemie fühlt sich inzwischen an wie Hohn. Wir kriegen keine Anerkennung für unsere Arbeit." Auch OP-Leiterin Woelki zeigt sich irritiert, dass einige Mitarbeiter den Bonus bekommen haben, andere nicht. "Der Unmut ist groß", sagt sie.

© SZ vom 04.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: