Demonstration der Club-Betreiber:Tanzen fürs Überleben

Demonstration der Club-Betreiber: Ohne Clubs stehen viele Jobs und damit Existenzen auf dem Spiel. Darauf wiesen Club-Betreiber mit einer Demonstration am Gärtnerplatz hin.

Ohne Clubs stehen viele Jobs und damit Existenzen auf dem Spiel. Darauf wiesen Club-Betreiber mit einer Demonstration am Gärtnerplatz hin.

(Foto: Catherina Hess)

Die Betreiber der weiter geschlossenen Clubs fühlen sich von der Politik vernachlässigt

Von Jakob Wetzel

Wirklich getanzt wird am Samstagnachmittag nicht auf dem Münchner Gärtnerplatz. Dabei heißt das Motto "Dance for Dancefloors", immer wieder wird elektronische Musik gespielt. Doch es fehlen Tänzer: Der Wunsch zur Kundgebung sei ihnen erst am Mittwoch gekommen, am Freitagmittag sei die Bestätigung der Stadt dagewesen. Werbung machen durften sie wegen der Corona-Beschränkungen nicht, sagt Initiator Bernd Closmann. Und so sitzen um 15 Uhr nur etwa 30 Demonstranten im Rund des Gärtnerplatzes, um auf die Not von Clubs und Bars hinzuweisen.

Closmann ist DJ und war zuletzt Projektleiter einer Event-Agentur. Es sei die erste Kundgebung, die er in seinem Leben angemeldet habe, sagt er. Auslöser sei ein Video-Interview von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gewesen. Der hatte der Augsburger Allgemeinen gesagt, es werde dauern, bis Konzertveranstalter und Clubbetreiber wieder arbeiten dürfen. "Da ist die Ansteckungsgefahr einfach mit am höchsten. Aber Sie können ja zum Beispiel zuhause mit Ihrer Partnerin tanzen."

Sie können ja zuhause tanzen: Bei solchen Sprüchen, sagen Closmann und Demo-Mitorganisator Stephan Amberg, fühlten sie sich nicht ernst genommen. Auch Amberg ist DJ, zudem Steuerfachmann. Nun wollen sie zeigen, dass es um Existenzen geht. Etwa um die von Club-Betreibern und Künstlern, die bei den staatlichen Hilfen oft leer ausgingen, weil sie das Geld nicht für die Firma brauchen, sondern zum Leben, sagt Amberg. Infektionsschutz sei ihnen wichtig, sagte "Sweet Club"-Betreiber Alexander Spierer am Samstag bei der Kundgebung. Sie hätten ja schon vor dem staatlichen Verbot freiwillig geschlossen. Doch die Branche werde vernachlässigt. Dabei hängen an dieser auch die Existenzen etwa von Licht- und Tontechnikern, von Event-Agenturen, von Sicherheits- und Barleuten und von Studenten wie Jasmin Schuster, die sich bisher Leben und Studium als Barfrau finanzierte. Sie habe jetzt einen neuen Job, sagte sie bei der Kundgebung, aber der sei wenig flexibel. Immer wieder müsse sie überlegen, ob sie in die Arbeit gehe oder in die Vorlesung.

Die Interessen junger Menschen würden seit Jahrzehnten in der Politik nicht mitgedacht, sagte David Süß, zuletzt Betreiber des Clubs "Harry Klein", jetzt Stadtrat für die Grünen. Es sei undenkbar, dass Söder sagen würde: Statt in die Staatsoper zu gehen, könnten die Leute ja zuhause Prosecco saufen und Netflix schauen.

Dabei seien Clubs für Corona-Beschränkungen gewappnet, so Closmann: Sie hätten ja Erfahrung etwa mit Zugangskontrollen. Auch am Samstag ist der Gärtnerplatz professionell abgesperrt, der Zutritt ist digital geregelt, betreten darf den Platz nur, wer sich online angemeldet und Kontaktdaten hinterlegt hat. Das funktioniere gut, sagte Süß. Und feiern würden die Leute so oder so - nur im Zweifel eben irgendwo, wo danach niemand nachvollziehen kann, wer wen angesteckt hat.

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