Filmkomponist:Ennio Morricone ist tot

Der italienische Star-Komponist, berühmt unter anderem für seine Arbeit an Western wie "Spiel mir das Lied vom Tod", ist im Alter von 91 gestorben.

Ennio Morricone ist tot. Er starb am frühen Montagmorgen in Rom im Alter von 91 Jahren, wie ein Anwalt der Familie am Montag der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Berühmt ist der Filmkomponist vor allem für seine Werke für Klassiker des Italowestern wie "Spiel mir das Lied vom Tod" oder "Zwei glorreiche Halunken", aber auch für US-Filme wie "Die Unbestechlichen" oder "Bugsy". Morricone erhielt zweimal den Oscar, 2007 für sein Lebenswerk sowie 2016 für die Musik zum Film "The Hateful Eight".

Er war ein extrem umtriebiger Künstler. In manchen Jahren komponierte er mehr als 20 Filmmusiken - darunter sowohl für die sogenannten "Giallo-Filme", also Schundkrimis, wie auch bedeutende Filme. Insgesamt schrieb er für mehr als 500 Filme die Musik. Zeitweise arbeitete er dafür unter den Pseudonymen Dan Savio und Leo Nichols.

Morricone wurde am 10. November 1928 im römischen Stadtteil Trastevere geboren und wuchs mit vier Geschwistern in einer musikbegeisterten Familie auf. Angeblich begann er bereits mit sechs Jahren mit dem Komponieren. Von 1938 bis 1956 studierte er dann am Conservatorio Santa Cecilia in Rom Trompete sowie Komposition.

Fruchtbare Zusammenarbeit mit Regisseur Sergio Leone

Ab Mitte der Fünfzigerjahre etablierte sich Morricone langsam mit Kammermusik- und Orchesterwerken in der musikalischen Avantgarde seines Landes. Nebenbei arrangierte er die Songs von Unterhaltungsmusikern wie Mario Lanza, Gianni Morandi, Miranda Martino, Milva und Paul Anka für das RAI-Orchester. Seit 1960 war er an den bekanntesten Varieté-Sendungen der Nachkriegszeit beteiligt und beeinflusste die italienische Schlagerwelt durch seine Arbeit als Arrangeur im Dienst der italienischen Schallplattenfirma RCA.

Zum Star der italienischen Filmmusikszene avancierte Morricone in den Sechzigerjahren, nachdem er erstmals 1961 für Luciano Salces Film "Il Federale" (dt. "Zwei in einem Stiefel") den Soundtrack geschrieben hatte. Vor allem die Zusammenarbeit mit dem Regisseur Sergio Leone, den er seit seiner Schulzeit kannte, machte ihn weltberühmt. Dessen erfolgreiche Italowestern, allen voran "Spiel mir das Lied vom Tod", wurden zu einem erheblichen Teil durch Morricones Musik mit der ihr eigenen Leitmotiv-Dramaturgie geprägt.

Neben Leone, für den Morricone sechs Filme mit Musik untermalte, arbeitete er mit allen führenden Regisseuren seiner Zeit - darunter Bernardo Bertolucci, Ettore Scola, Pier Paolo Pasolini, Henri Verneuil, Don Siegel, Mauro Bolognini, Edward Dmytryk, Samuel Fuller, Brian De Palma, Roman Polanski, Francesco Rosi oder die deutschen Regisseure Margarethe von Trotta und Wolfgang Petersen.

"Wenn's nach mir ginge, müsste ich eh alle zwei Jahre den Oscar kriegen."

Krankheitsbedingt schränkte Morricone sein Arbeitspensum ab Mitte der Neunzigerjahre ein und ließ sich nur noch für Herzensprojekte wie die Neuverfilmung von Vladimir Nabokovs Roman "Lolita" (1997) von Adrian Lyne, Roberto Faenzas Film "Sostiene Pereira", Warren Beattys Politfarce "Bulworth" oder De Palmas "Mission to Mars" (2000) gewinnen. "Ich arbeite nur mit Regisseuren zusammen, für die ich Freundschaft und Achtung empfinde", hat Morricone einmal gesagt.

Trotz vieler Auszeichnungen dauerte es lange, bis Morricone zu großen Ehrungen kam. Erst Im Dezember 2006 gab die Academy of Motion Picture Arts and Sciences bekannt, dass er bei der Oscar-Verleihung im Jahr 2007 bedacht werden würde - mit dem Ehren-Oscar für sein Lebenswerk. Zuvor war er zwischen 1979 und 2001 bereits sechsmal nominiert gewesen, gin jedoch jedes Mal leer aus. Morricones Kommentar zu der Nachricht: "Wenn's nach mir ginge, müsste ich eh alle zwei Jahre den Oscar kriegen."

Morricone ist seit 1956 mit Maria Travia verheiratet. Er hinterlässt vier Kinder - eine Tochter und drei Söhne.

Zur SZ-Startseite

Interview mit Ennio Morricone
:"Menschen tanzen nun mal gerne"

Der Mann, der die legendäre Musik zu "Spiel mir das Lied vom Tod" geschrieben hat, sprach im Filmmuseum über mangelnde Tanzbegeisterung und darüber, dass er nie Cowboy werden wollte.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: